Narwal
Steckbrief Narwal
| Größe | 3,5-5,5 m |
| Geschwindigkeit | Nicht bekannt |
| Gewicht | 800 kg bis 1,6 Tonnen |
| Lebensdauer | 30-50 Jahre |
| Nahrung | Fische, Kalmare |
| Feinde | Orca, Eisbäre, Grönlandhai |
| Verbreitung | Arktischer Ozean, Atlantik |
| Lebensraum | Küste, Fjorde |
| Ordnung | Wale |
| Unterordnung | Zahnwale |
| Familie | Gründelwale |
| Wissenschaftl. Name | Monodon monoceros |
| Merkmale | Kleiner Wal, hat von allen Tieren den längsten Zahn |
Merkmale und Besonderheiten
Der Narwal ist ein kleiner Wal. Von allen Tieren auf der Welt hat er den längsten Zahn: einen Stoßzahn. Er ist spiralförmig gedreht! Deshalb wird der Wal auch als „Einhorn der Meere“ bezeichnet. Verglichen mit anderen Walen ist der Narwal eher klein und nur etwa so groß wie ein Großer Tümmler.
Name
„Nar“ ist norwegisch und bedeutet so viel wie „Leiche“. Je älter ein Narwal ist, desto mehr weiße Altersflecken bekommt er - bis er einer Leiche ähnelt. Daher der Name. Die wissenschaftliche Bezeichnung „Monodon monoceros“ bedeutet „Ein-Zahn-Ein-Horn“.
Verbreitung und Lebensraum
Der Narwal lebt im Atlantik und im Arktischen Ozean. Zusammen mit Grönlandwal, Belugawal, Pottwal und Finnwal gehört er zu den fünf Walen, die am weitesten nördlich leben (können). Narwale lieben die kalten Meere rund um Kanada, Grönland, Russland und Norwegen. Den Sommer verbringen sie so weit im Norden wie möglich. Im Winter halten sie sich weiter südlich an eisfreien Küsten auf.
Lebensweise
Narwale sind Gruppentiere und bilden sogenannte „Schulen“ - wie die Delfine. In einer Gruppe leben 5-10 Tiere. Auf ihren Wanderungen zwischen ihrem Winter- und Sommerquartier bilden sie manchmal große Schulen von hunderten bis tausenden Tieren.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Im Vergleich zu anderen Walen sind Narwale eher klein. Sie sind nur so groß wie ein gewöhnlicher Delfin (ein Großer Tümmler). Ihr Körper wird 3,5-5,5 m lang und sie wiegen 800-1.600 kg. Die männlichen Tiere sind etwas schwerer und größer als die weiblichen.
Stoßzahn
Das auffälligste Merkmal des Narwals ist der lange Stoßzahn. Eigentlich ist er der linke Schneidezahn im Oberkiefer. Er wächst direkt durch die Oberlippe und ist spiralförmig gewunden – wie bei einem Einhorn! Der Zahn wird bis zu 3 m lang und 8-10 kg schwer. Interessanterweise hat der Narwal eigentlich zwei Stoßzähne. Der rechte verkümmert jedoch fast immer und fällt aus. Nur in sehr seltenen Fällen bleibt er erhalten. Die Weibchen haben normalerweise gar keinen Stoßzahn.
Farbe
Bei ihrer Geburt sind Narwale dunkelblau oder dunkelblau. Im Laufe des Lebens bekommen sie weiße Flecken am Bauch und an den Seiten. Ältere Narwale können sogar komplett weiß sein. Die Farbe hilft ihnen bei der Tarnung in den eisigen Gewässern der Arktis.
Ernährung
Narwale sind Fleischfresser. Hauptsächlich ernähren sie sich von Polardorsch, Heilbutt und Tiefseekalmare. Manchmal essen sie auch Rotbarsche und im Winter Plattfische. Sie benötigen täglich 45-65 kg Nahrung.
Verhalten
Wanderungen
Narwale wandern im Herbst Richtung Süden, um ihren Babys in wärmeren Gewässern zur Welt zu bringen. Im Frühjahr geht es zusammen mit dem Nachwuchs „im Schlepptau“ wieder Richtung Norden, um den heißen Sommer in kühleren Meeren zu verbringen. Die Gebiete um den Polarkreis sind sehr fischreich und sie können dort Fettvorräte für die nächste Wanderung anlegen.
Sind Narwale gefährlich?
Der Anblick des langen Stoßzahns kann einem ganz schön Respekt einflößen. Interessanterweise sind Narwale aber nicht angriffslustig, sondern friedlich und scheu. Sie greifen keine Menschen an und machen auch keine Löcher in Boote, um sie zum Kentern zu bringen – die Gefahr ist zu groß, dass ihr Zahn dabei abbricht.
Der Stoßzahn
Wozu haben Narwale einen langen Zahn?
Ist er ein Eispickel?
Früher wurde vermutet, dass der Narwal mit seinem Stoßzahn Löcher in das Packeis schlägt. Doch bisher wurde noch nie ein Narwal dabei beobachtet. Schließlich hätte das Verhalten auch wenig Sinn: Der Zahn könnte dabei abbrechen. Das wäre tragisch, denn er wächst nicht wieder nach.
Spießen sie mit ihm Fische auf?
Natürlich liegt der Gedanke nahe, dass Narwale ihren Zahn wie einen Schaschlik-Spieß benutzen, um Beute aufzuspießen. Das stimmt aber nicht. Schließlich wäre es sehr unpraktisch, denn wie bekäme der Wal seine Beute wieder vom Stoßzahn herunter? Seine Flossen sind zu kurz und nicht dafür geeignet.
Sie benutzen ihn zum Jagen
Auch wenn Narwale ihre Beute nicht aufspießen: Sie benutzen ihren Stoßzahn tatsächlich zum Jagen. Sie verpassen Fischen seitliche Schläge oder Hiebe und untersuchen dann mit der Spitze, ob sie betäubt sind. Wenn sie sich nicht bewegen, saugen sie ihre Beute durch den Mund ein und schlucken sie im Ganzen herunter.
Er ist auch ein Sinnesorgan
Im Stoßzahn von Narwalen stecken rund 10 Millionen Nervenenden. Wissenschaftler glauben, dass er eine Art Messgerät ist. Die Tiere können damit vermutlich Wassertemperatur, den Wasserdruck, den Salzgehalt sowie die Anzahl der Beutefische bestimmen.
Und er ist ein Spielzeug
Narwale untersuchen Gegenstände mit ihrem Stoßzahn, obwohl es nicht ihrer Lebenserhaltung dient. Wissenschaftler bezeichnen das als Spielen.
Er wird sogar als „Laserschwert“ benutzt
Narwale können häufig bei einem bestimmten Ritual beobachtet werden: Sie strecken ihren Kopf aus dem Wasser und kreuzen ihren Stoßzahn mit dem von Artgenossen. Das erinnert ein bisschen an einen Lichtschwertkampf aus Star Wars. Möglicherweise versuchen sie auf diese Weise, Gegner einzuschüchtern oder Partner für die Fortpflanzung zu beeindrucken.
Fähigkeiten und Sinne
Sinne
Narwale können nicht gut sehen, daher verlassen sie sich auf ihr ausgezeichnetes Gehör. Sie können Geräusche wahrnehmen, die bis zu 40 km entfernt sind.
Tauchen
In fischreichen Meeren tauchen Narwale mehrere Male am Tag 500-800 m tief. Die größte belegte Tiefe war 2.370 m. Die Tauchgänge können bis zu 25 min. dauern, meistens sind es aber eher kurze Tauchgänge von wenigen Minuten.
Echoortung
Ab einer Tiefe von 60 m dringt kaum noch Sonnenlicht nach unten – wodurch alles dunkel und kaum noch etwas zu sehen ist. Interessanterweise tauchen Narwale mehrere hundert Meter tief. Wie finden sie sich zurecht? Sie senden sie Klicklaute aus oder pfeifen! Wenn ein Echo zurückkommt, wissen sie, dass sich in ihrer Nähe ein Hindernis oder Beutetiere befinden. Das nennt man Echoortung.
Lebenserwartung
Narwale können in freier Wildbahn ein Alter von über 50 Jahren erreichen. Wissenschaftler glauben, dass sie sogar um die 100 Jahre alt werden können. In Gefangenschaft konnten die sensiblen Tiere bislang nicht erfolgreich gehalten werden. Bisher starben alle Tiere innerhalb kurzer Zeit.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
Die größten natürlichen Feinde der Narwale sind Eisbären und Orcas.
Der Mensch
Klimawandel
Narwale können sterben, wenn sie nicht rechtzeitig vor dem Winter in den Süden wandern. Sie verhungern oder ertrinken, weil es zwischen den Packeisflächen immer weniger Atemlöcher gibt. Das wird als „Packeis-Falle“ (sea-ice entrapment“) bezeichnet. Früher kamen auf diese Weise nur wenige Narwale ums Leben. Durch den Klimawandel werden die Meere aber wärmer. Das Packeis gefriert immer häufiger an unvorhersehbaren Stellen. Die Narwale müssen auf andere Routen ausweichen, auf denen sie für Eisbären und Orcas leichter zu erbeuten sind – und von Schiffen tödlich verletzt werden.
Lärm
Wissenschaftler haben Narwale mit kleinen GPS-Senders ausgestattet und ihr Verhalten beobachtet. Sie fanden heraus, dass der Lärm von Schiffen eine große Belastung für sie ist - selbst wenn die Schiffe 20-30 km weit weg sind. Sie bekommen Angst, stellen ihre Suche nach Beute ein und fliehen in Panik. Das ist ein Verhalten, das sie normalerweise nur zeigen, wenn sie von Orcas gejagt werden. Der Schiffsverkehr nimmt jedoch immer mehr zu und die Tiere haben immer weniger Chancen, diesen Situationen zu entkommen.
Umweltverschmutzung
In unseren Meeren gibt es immer mehr Schwermetalle wie Quecksilber, Blei und Cadmium. Sie werden in der Leber, den Nieren, dem Fett und den Muskeln aller Meerestiere gespeichert – auch beim Narwal. Die giftigen Stoffe verursachen schwere Krankheiten und Unfruchtbarkeit. Außerdem machen Pestizide aus der Landwirtschaft den Tieren zu schaffen.
Gefährdungsstatus
Im Moment gilt der Narwal nicht als gefährdete Tierart. Laut einer Schätzung der IUCN aus dem Jahr 2017 gibt es noch 123.000 erwachsene Tiere. Da der Klimawandel und die menschlichen Aktivitäten in seinem Lebensraum aber stark zunehmen, könnte er bald zu den bedrohten Tierarten gehören.
Narwalen helfen
Hier kommt die gute Nachricht: Du kannst Narwalen helfen! Achte im Supermarkt darauf, regionale Produkte zu kaufen, die nicht mit dem Schiff transportiert werden müssen. Wenn du weniger Fisch und Fleisch isst, müssen auch weniger Schiffe fahren (Fischerboote und Transportschiffe). Das heißt, dass es weniger tödliche Verletzungen durch Schiffsschrauben gibt.
Fortpflanzung
Narwale sind schwer zu beobachten, weil sie so weit nördlich leben. Aus diesem Grund ist über die Fortpflanzung wenig bekannt. Nach einer Tragzeit von etwa 14 Monaten kommt ein Kalb zur Welt. Es hat bei seiner Geburt noch keinen Stoßzahn. Er beginnt im ersten Lebensjahr zu wachsen. Das Kalb wird mit Muttermilch gesäugt, die zu 53 % aus Fett besteht, bei uns Menschen enthält sie nur 4-5 %. Die Mutter kümmert sich liebevoll um ihren Nachwuchs und bringt ihm das Jagen bei. Nach 1-2 Jahren ist das Jungtier selbstständig.
Fun Facts
Ein Stoßzahn so wertvoll wie Gold
Früher hielt man den Stoßzahn des Narwals als einzigen Beweis für die Existenz von Einhörnern. Er wurde von Händlern mitgebracht und war so begehrt, dass er mit Gold aufgewogen wurde.
Ein Stoßzahn mit magischen Kräften
Früher glaubten die Menschen auch, der Stoßzahn des Narwals hätte Heilkräfte. Die Zähne wurden zermahlen und als Wundermittel für allerlei Krankheiten und Beschwerden benutzt. Ein Trinkgefäß aus der Zahnspitze soll sogar vergiftete Getränke genießbar gemacht haben. Das ist natürlich alles nicht wahr. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg dafür.
Weitere Tiere im Lebensraum:
- Eisbär
- Grönlandhai
- Küstenseeschwalbe
- Papageientaucher
- Tintenfisch
- Walross
Quellen:
- „Use of tusks by narwhals, Monodon monoceros, in foraging, exploratory, and play behavior“ (https://www.frontiersin.org)
- „Unusual narwhal sea ice entrapments and delayed autumn freeze-up trends“ (https://staff.washington.edu)
- „Arctic sea ice trends and narwhal vulnerability“ (https://faculty.washington.edu)
- „Physiological consequences of Arctic sea ice loss on large marine carnivores: unique responses by polar bears and narwhals“ (https://www.math.utah.edu)
- „Deep-diving by narwhals Monodon monoceros: differences in foraging behavior between wintering areas?“ (https://www.int-res.com)
- „Narwhal“ (https://www.fisheries.noaa.gov)
- „Stomach temperature of narwhals (Monodon monoceros) during feeding events“ (https://animalbiotelemetry.biomedcentral.com)
- „After thousands of years, an iconic whale confronts a new enemy“ (https://science.ku.dk)
News zum Thema:
Alle Wale im Überblick
- Belugawal
- Blauwal
- Buckelwal
- Delfin
- Finnwal
- Flussdelfin
- Grauwal
- Narwal
- Nordkaper
- Orca
- Pottwal
- Schweinswal




























