Flussdelfin
Steckbrief Flussdelfin
Größe | 1,5-3 m |
Geschwindigkeit | 14-22 km/h |
Gewicht | 50-160 kg |
Lebensdauer | 10-30 Jahre |
Nahrung | Fische |
Feinde | - |
Verbreitung | Südamerika, Südostasien |
Lebensraum | Flüsse, Flussmündungen, Küstengewässer |
Ordnung | Wale |
Unterordnung | Zahnwale |
Familie | Flussdelfine |
Wissenschaftl. Name | - |
Merkmale | Delfine, die in Flüssen leben |
Merkmale und Besonderheiten
Flussdelfine sind Säugetiere, die in Flüssen leben. Sie haben sich an das Leben im Süßwasser perfekt angepasst. Am bekanntesten ist der Amazonas-Flussdelfin, auch Boto genannt. Er ist der einzige Delfin mit einer kräftig leuchtenden, pinken Haut. Über die Lebensweise der Flussdelfine ist wenig bekannt, weil es nur wenige Tiere gibt und sie im trüben Wasser schwer zu beobachten sind.
Arten
Welcher ein Flussdelfin ist und welcher nicht, darüber wird unter Biologen immer wieder gestritten. Einige Arten leben nicht ausschließlich in Flüssen, sondern auch an der Küste oder in Meeresbuchten. Im Moment gelten diese sieben Arten als Flussdelfine:
- Amazonas-Flussdelfin im Amazonas (Südamerika)
- Sotalia-Flussdelfin im Amazonas (Südamerika)
- La-Plata-Delfin im Delta des Rio-de-la-Plata (Südamerika)
- Chinesischer Flussdelfin im Jangtse (China)
- Gangesdelfin im Ganges (Indien)
- Indusdelfin im Indus (Pakistan)
- Irawadidelfin im Mekong (Südostasien)
Verbreitung und Lebensraum
Verbreitung in Südamerika
Die Flussdelfine in Südamerika sind in Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador und Peru verbreitet. Sie leben in Flüssen, vor allem im Amazonas, im Orinoko und im Rio-de-la-Plata.
Verbreitung in Südostasien
Auch in Südostasien gibt es (unechte) Flussdelfine. Sie leben in China, Indien, Pakistan, Bangladesch, Myanmar, Thailand, Kambodscha, Vietnam, Malaysia und Indonesien. Viele leben in großen Flüssen wie dem Jangtse, dem Ganges und dem Indus.
Lebensraum
Flussdelfine leben in Flüssen jeder Größe – vom kleinen Fluss bis zum größten Strom. Auf der Suche nach Fischen oder anderen Beutetieren wühlen sie mit ihrer langen Schnauze im Schlamm des Flussbettes.
Lebensweise
Während Delfine im Meer große Schulen bilden, leben die Flussdelfine die meiste Zeit als Einzelgänger. Sie bilden nur zufällig Gruppen, zum Beispiel wenn sie in fischreiche Gebiete kommen.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Der Amazonas-Flussdelfin ist der größte. Seine Körperlänge beträgt 2-3 m und sein Gewicht liegt bei 85-160 kg. Der La-Plata-Delfin ist der kleinste. Er wird nur ca. 1,5 m lang und 50 kg schwer.
Hautfarbe
Der Chinesische Flussdelfin ist blassgrau bis bläulich. Der La-Plata-Flussdelfin, der Indusdelfin und der Gangesdelfin sind olivbraun bis graubraun. Der Irawadidelfin und der Sotali-Delfin sind grau. Nur der Amazonas-Flussdelfin ist pink.
Plumpe Körperform
Flussdelfine sehen im Gegensatz zu den anderen Delfinarten eher plump und unförmig aus. Sie haben eine breite Stirn, die auch als „Melone“ bezeichnet wird.
Große Flossen
Flussdelfine sind perfekt an das Leben in Flüssen angepasst. Durch ihre großen Fluken und Flipper sind sie sehr wendig und kommen daher auch gut durch engere oder seichtere Stellen im Fluss.
Lange Schnauze
Flussdelfine haben eine lange, schmale Schnauze - bis auf den Irawadidelfin.
Wenig Zähne
Im Ober- und Unterkiefer befinden sich jeweils 25-36 Zähne.
Der pinke Flussdelfin
Von allen Flussdelfinen hat nur der Amazonas-Delfin eine leuchtend pinke Haut. Wie entsteht die pinke Farbe? Welchen Vorteil bringt das?
Je älter, desto pinker
Es hat einerseits mit dem Alter zu tun, denn die meisten werden erst pink, wenn sie schon älter sind. Sie verlieren ihre natürliche Farbe und gleichzeitig werden die Blutgefäße besser sichtbar.
Pinke Narben
Auffällig ist auch, dass vor allem die männlichen Tiere pink sind. Die Hautfarbe könnte auch von den vielen Kämpfen mit männlichen Rivalen stammen – weil durch Verletzungen Narben entstehen.
Pink als Tarnung
Die Farbe könnte auch eine Anpassung an den Lebensraum sein. Bei heftigen Regenfällen sieht das Wasser in den Flüssen eher rötlich aus. Mit einer ähnlichen Hautfarbe sind die Delfine besser getarnt und haben höhere Überlebenschancen.
Delfin oder Flussdelfin – Wo ist der Unterschied?
Delfine, die im Salzwasser leben, unterscheiden sich stark von Delfinen, die in Flüssen leben. Beide haben sich ihrem Lebensraum angepasst.
Unterschiede in Verhalten und Fähigkeiten
Flussdelfine leben nicht im klaren Meerwasser, sondern in Flüssen, in denen Sand und Schlamm die Sicht trüben. Sie müssen nicht gut sehen können – und tun es auch nicht. Sie verlassen sich viel stärker auf die Echoortung. Im Gegensatz zu Delfinen sind Flussdelfine meistens Einzelgänger.
Unterschiede im Körperbau
Sie haben eine viel längere Schnauze als die meisten anderen Delfinarten, weil sie im schlammigen Flussbett nach Futter wühlen. Außerdem ist ihre Fettschicht (der „Blubber“) viel dünner, weil die Flüsse viel wärmer sind. Sie sind grundsätzlich kleiner, damit sie besser navigieren können. Da sie nicht besonders schnell schwimmen, benötigen sie auch keine Rückenflosse. Stattdessen haben sie einen kleinen Buckel.
Sinne und Fähigkeiten
Sehsinn
Die meisten Flussdelfine sind fast blind. Das ist nicht weiter schlimm, denn in den trüben Flüssen würde ihnen ein gutes Sehvermögen ohnehin kaum helfen.
Hörsinn
Sie verlassen sich am stärksten auf ihren guten Hörsinn und die Echoortung. Sie hören jedoch nicht sehr mit ihren Ohren, sondern nehmen Geräusche vor allem über ihre Kieferknochen wahr.
Lebenserwartung
Je nach Art können Flussdelfine in freier Wildbahn 10-30 Jahre alt werden. Die meisten leben aber 12-18 Jahre, weil sie zuvor durch Fischerei, Schiffsschrauben, Umweltgifte und Tourismus sterben.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
Die größten natürlichen Feinde der Flussdelfine sind Anakondas, Jaguare, Kaimane, Krokodile, Tiger. Für gewöhnlich erwischen sie aber nur Jungtiere. Die erwachsenen Tiere sind zu geschickt und schnell.
Der Mensch
Die größte Bedrohung geht von menschlichen Aktivitäten aus.
Tourismus
Flussdelfine sind sehr freundlich und neugierig auf uns Menschen. Genau das wird ihnen zum Verhängnis. Sie werden dadurch oft für das beliebte Touristen-Highlight „Schwimmen mit Delfinen“ ausgenutzt. Die Tiere scheinen sich zu freuen, aber in Wahrheit deuten wir Menschen ihre Körpersprache nicht richtig. Das Schwimmen mit Delfinen, ob in freier Wildbahn oder in Gefangenschaft, verursacht jedoch großen Stress, Leid und unnatürliche Verhaltensweisen bei den Tieren. Die Folge ist ein erhöhtes Verletzungs-, Krankheits- und Sterberisiko.
Fischerei
Immer wieder verfangen sich Flussdelfine in den Netzen von Fischern und ertrinken. Manchmal benutzen Fischer auch Sprengstoff, weil sie damit schneller und mehr Fische töten können. Dabei kommen auch Flussdelfine ums Leben. Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten Flüsse überfischt sind – weil wir Menschen Fisch essen wollen. Delfine können ohne Fisch nicht leben und müssen verhungern. Wir Menschen brauchen keinen Fisch zum Überleben. Ein einfacher Weg, mit der du allen Delfinen auf der Welt und vielen anderen Meerestieren helfen kannst: Iss weniger Fisch. Es gibt genügend leckere Alternativen.
Schiffsschrauben
Flussdelfine können gut hören, aber nicht immer rechtzeitig ausweichen, wenn ein Boot ihren Weg kreuzt. Außerdem sind sie fast blind und können Boote nicht gut erkennen. Daher stoßen sie oft mit Booten zusammen und werden lebensbedrohlich verletzt.
Umweltgifte
In den Ländern, in denen Flussdelfine leben, werden Gifte häufig in Flüssen entsorgt, an denen die Delfine sterben.
Gefährdungsstatus
Alle Flussdelfine sind gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Der Chinesische Flussdelfin ist wahrscheinlich bereits ausgestorben. Das letzte lebende Tier wurde im Jahr 2002 gesehen. Wir haben die aktuellsten Zahlen der IUCN und des WWF zusammengetragen. Sie stammen aus verschiedenen Jahren und sind nur Schätzungen:
- La-Plata-Delfin: ca. 25.000 Tiere
- Amazonas-Flussdelfin: ca. 10.000 Tiere
- Irawadidelfin: ca. 7.000 Tiere
- Sotalia-Flussdelfin: ca. 5.200 Tiere
- Gangesdelfin: ca. 3.500 Tiere
- Indusdelfin: ca. 1.980 Tiere
- Chinesischer Flussdelfin: -
Bedeutung für das Ökosystem
Flussdelfine sind Spitzenprädatoren, weil sie ganz oben in der Nahrungskette stehen. Sie sorgen für ein Gleichgewicht an Tierarten in der Natur. Die Anzahl der Flussdelfine spiegelt wieder, wie vielfältig die Tier- und Pflanzenwelt um sie herum ist.
Fortpflanzung
Je nach Art haben Flussdelfine eine Tragzeit von 8-14 Monaten. Ein neugeborenes Kalb ist bereits 70-100 cm lang und wiegt 7-10 kg. Sie werden zwischen 8 und 12 Monaten gesäugt.
Weitere Tiere im Lebensraum:
Quellen:
- „Largest species of river dolphin“ (https://www.guinnessworldrecords.com)
- „Most brightly coloured dolphin“ (https://www.guinnessworldrecords.com)
- „Least vision in a dolphin“ (https://www.guinnessworldrecords.com)
- „Effects of dolphin-swim activities on the behaviour of an Indo-Pacific bottlenose dolphin population off the south coast of Mozambique“ (https://www.sciencedirect.com)
Empfohlene Beiträge:
Alle Wale im Überblick
- Belugawal
- Blauwal
- Buckelwal
- Delfin
- Finnwal
- Flussdelfin
- Grauwal
- Narwal
- Nordkaper
- Orca
- Pottwal
- Schweinswal