Eisvogel
Steckbrief Eisvogel
| Größe | 16-18 cm |
| Geschwindigkeit | Nicht bekannt |
| Gewicht | 35-40 g |
| Lebensdauer | 1-5 Jahre |
| Nahrung | Fische, Insekten, Frösche, Schnecken |
| Feinde | Wiesel, Marder, Schlangen |
| Lebensraum | Europa, Asien, Afrika |
| Ordnung | Rackenvögel |
| Familie | Eisvögel |
| Unterfamilie | Eigentliche Eisvögel |
| Wissenschaftl. Name | Alcedo atthis |
| Merkmale | Kleiner Vogel mit türkis-orangefarbenen Federn |
Merkmale und Besonderheiten
Der Eisvogel ist ein hübscher Vogel mit einem langen, kräftigen Schnabel und einem großen Kopf. Gleichzeitig hat er einen kleinen Körper, kurze Beine und kurze Schwanzfedern. Er ist bekannt dafür, im Sturzflug ins Wasser einzutauchen, um Fische zu fangen. In Mitteleuropa gibt es nur eine Art mit Namen Alcedo atthis. Er hat ein blaues bis türkis schimmerndes Gefieder auf dem Rücken. Sein Bauch ist orange. Um ihn geht es in diesem Steckbrief.
Arten
Die Familie der Eisvögel umfasst 120 Arten. Sie werden in drei Gruppen eingeteilt: die „Eigentlichen Eisvögel“, die „Lieste“ (Kookaburras) und die „Fischereisvögel“. Eisvögel sind so klein und schnell, dass sie manchmal mit Kolibris verwechselt werden. Sie sind aber nicht näher mit ihnen verwandt.
Verbreitung und Lebensraum
In Deutschland gibt es nur eine einzige Art von Eisvogel: den türkis-orangefarbenen Alcedo atthis. Er lebt an klaren, ruhigen Gewässern wie langsam fließenden Flüssen, Seen, Teichen und Kanälen mit überhängenden Ästen. Er kommt in allen Bundesländern vor. In den USA ist der Gürtelfischer am häufigsten. In Australien kennt man vor allem den Götzenliest, den Azurzwergfischer und die Kookaburras.
Lebensweise
Eisvögel sind tagaktive Einzelgänger. Die meiste Zeit sitzen sie auf Ästen und halten Ausschau nach Beutetieren. Besonders gut kann man sie im Herbst und Winter beobachten, wenn die Bäume kahl sind.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Der kleinste Eisvogel ist der Braunkopf-Zwergfischer. Er hat eine Körperlänge von 10 cm und wiegt nur 12 g. Der größte ist der Lachende Hans mit 42 cm Körperlänge und 465 g Gewicht. Der Eisvogel in Mitteleuropa ist 16-18 cm groß und wiegt 35-40 g.
Buntes Gefieder
Eisvögel haben ein wunderschönes Gefieder. Am Kopf, Rücken und an den Flügeln sind die Federn blau, grün oder türkis. An Brust und Bauch sind sie orange bis golden. Die kräftigen Farben und das Schimmern kommen nicht etwa durch Farbpigmente in den Federn zustande. Sie werden durch Lichtbrechung hervorgerufen. Daher verändert sich die Farbe des Gefieder, je nachdem wie die Sonne darauf fällt.
Langer Schnabel
Eisvögel haben einen sehr kurzen, kompakten Körper, aber einen sehr langen Schnabel. Er wird 3,5-4 cm lang und sieht aus wie ein Dolch. Er ist perfekt dafür gemacht, Fische zu fangen.
Kräftige Füße
Eisvögel sitzen die meiste Zeit auf Ästen oder Stängeln, weshalb sie keine langen Beine brauchen. Dafür sind ihre Füße umso kräftiger, denn sie müssen sich gut festhalten können.
Ernährung
Eisvögel sind Fleischfresser. Sie ernähren sich vor allem von Fischen, essen manchmal aber auch Insekten, Kaulquappen und kleine Frösche. Im Winter halten sie sich in der Nähe von großen Wasserflächen auf, weil diese nicht zufrieren. Ihr Schnabel ist zwar kräftig, aber eine zugefrorene Eisfläche könnten sie nicht mit ihm aufpicken.
Verhalten
Jagdstrategie
Eisvögel haben eine clevere Jagdstrategie. Während ihre Beute ahnungslos im Wasser schwimmt, sitzen sie gemütlich auf einem Ast darüber und beobachten mit ihren scharfen Augen das Geschehen. Wenn sie einen leckeren Fisch entdecken, schießen sie wie ein Pfeil ins Wasser, schnappen ihn mit ihrem Schnabel und kehren auf einen Ast zurück. Dort schlagen sie den Fisch gegen einen Ast, bis er betäubt ist, und verschlucken ihn dann mit dem Kopf voran.
Beutetiere
Eisvögel erbeuten auch Fische, die viel zu groß für ihren Schnabel erscheinen. Der Eisvogel in Mitteleuropa hat beispielsweise nur eine Körperlänge von 16-18 cm und einen Schnabel, der 3,5-4 cm lang ist. Er kann aber 10-13 cm große Fische verschlucken.
Laute
Der Ruf des Eisvogels klingt wie ein hohes, kurzes „tiit“ oder „tssii“.
Gefieder- und Schnabelpflege
Eisvögel achten auf ihr Äußeres. Kein Wunder bei diesen prächtigen Federn. Sie nehmen gerne ein ausführliches Bad und putzen danach ihr Gefieder, während sie es von der Sonne trocknen lassen. Auch der Schnabel wird häufig gepflegt. Sie wetzen ihn an Ästen. Erst die eine Seite, dann die andere - solange, bis sie zufrieden mit dem Ergebnis sind.
Sinne und Fähigkeiten
Sehsinn
Eisvögel haben einen ausgezeichneten Sehsinn. Sie können selbst Bewegungen unter Wasser erkennen. Fische zu schnappen, ist aber gar nicht so einfach. Wasser wirkt wie eine Vergrößerungslupe und lässt alles näher erscheinen, als es tatsächlich ist. Bevor sie zum Sturzflug ansetzen, berechnen sie daher genau ihre Flugbahn. Auf diese Weise verfehlen sie ihre Beute nur selten. Der Götzenliest (ebenfalls ein Eisvogel) erkennt sogar Beute, die bis zu 90 m weit weg ist.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
• Raubtiere
Ein ausgewachsener Eisvogel hat nur wenig zu befürchten. Er entkommt den meisten Raubtieren, indem er sich auf einen hohen Ast setzt. Nur Greifvögel wie Sperber, Habicht und Wanderfalke sowie Eulen wie der Waldkauz schaffen es, ihn zu erbeuten. Eine viel größere Bedrohung sind die Eierdiebe: Ratten, Wiesel, Hermeline, Füchse, Hauskatzen, Krähen, Elstern, Waschbären, Füchse und Schlangen. Sie erbeuten nicht nur die Eier, sondern auch Küken.
• Strenge Winter
Besonders strenge Winter sind eine große Gefahr, weil zu viele Gewässer zufrieren und sie keine Nahrung mehr jagen können. Sie verhungern.
Der Mensch
• Wasserverschmutzung
Eisvögel nehmen über ihre Nahrung auch Umweltgifte zu sich, an denen sie sterben können. Deshalb sieht man sie nur an Orten, an denen die Gewässer sauber und frei von Schadstoffen sind.
• Freizeitaktivitäten
Der Wunsch vieler Menschen, an Flüssen und Seen zu baden und sich zu entspannen, ist groß – schließlich wird unsere Welt immer hektischer und anstrengender. Doch für Eisvögel bedeutet unsere Anwesenheit großen Stress. Wir sind wie große Raubtiere. Wenn wir in ihrer Nähe sind, pflanzen sie sich seltener fort, kehren nicht zu ihren Küken zurück (die dann verhungern) und sind ein leichteres Ziel für Raubvögel.
• Flussbegradigungen
Eisvögel benötigen senkrechte, sandige oder lehmige Steilufer zum Brüten. Steilufer entstehen jedoch nur dort, wo Flüsse frei fließen dürfen. Das ist in Deutschland immer seltener der Fall. Die meisten Flüsse werden begradigt und/oder eingefasst, um Überschwemmungen zu vermeiden und Schifffahrt zu ermöglichen.
Gefährdungsstatus
Der Eisvogel ist im Moment (noch) nicht bedroht. In Deutschland steht er jedoch in manchen Bundesländern auf der „Vorwarnliste“, weil er dort immer seltener wird. In Österreich und der Schweiz gilt er bereits offiziell als bedroht. In Französisch-Polynesien, auf der Insel Java, in Mikronesien und Papua-Neuguinea gibt es sogar Arten, die kurz vor dem Aussterben sind.
Fortpflanzung
Paarungszeit
Eisvögel paaren sich zwischen Februar und März. Die Männchen versuchen die Weibchen von sich zu überzeugen, indem sie ihnen kleine Fische schenken. Wenn sich ein Pärchen gefunden hat, bleibt es sein Leben lang zusammen.
Nestbau
Eisvögel bauen keine Nester aus Ästen und Zweigen. Stattdessen graben sie mit ihrem Schnabel an unbewachsenen Steilufern Brutröhren in die sandige, lehmige Erde. Der Eingang zu einer Brutröhre ist ein gut sichtbares, leicht ovales Loch mit einem Durchmesser von 8 cm und befindet sich im oberen Bereich des Steilufers. Die Brutröhre ist bis zu 100 cm lang und bietet den Küken Schutz vor Raubtieren und schlechten Wetterbedingungen.
Eier und Küken
Eisvögel brüten 2-3 Mal pro Jahr. Jedes Gelege umfasst 6-8 weiße Eier. Weibchen und Männchen bebrüten sie abwechselnd über eine Dauer von 19-21 Tagen. Dann schlüpfen die Küken. 70-80 % überleben jedoch das erste Jahr nicht. Küken, die noch nicht fliegen können, sterben häufig durch Hochwasser, das in die Brutröhren eindringt. Viele werden auch von Raubtieren erbeutet, weil die Eltern immer weniger geeignete Steilufer finden. Sie haben keine andere Wahl, als an Stellen zu nisten, die für Raubtiere leicht erreichbar sind.
Fun Facts
Eisvögel kämpfen sogar gegen Raubtiere
Der Götzenliest gehört ebenfalls zu den Eisvögeln. Er ist sehr angriffslustig und furchtlos. Seinen Nistplatz verteidigt er sogar gegen Tiere, die wesentlich größer sind als er selbst, zum Beispiel Wiesel, Hauskatzen und Haushunde.
Symbol des LBV
Der Eisvogel ist das Symbol des LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V.)
Vogel des Jahres
Der Eisvogel war in den Jahren 1973 und 2009 der Vogel des Jahres.
Der Eisvogel ist verwandt mit:
- Bienenfresser
- Lieste
Quellen:
- „Non-fish prey in the diet of an exclusie fish-eater: The Common Kingfisher Alcedo atthis“ (https://www.researchgate.net)
- „How do kingfishers dive without hurting their brains?“ (https://www.earth.com)
- „Genomic signatures of convergent shifts to plunge-diving behavior in birds“ (https://www.nature.com)
- „Smallest kingfisher“ (https://www.guinnessworldrecords.com)
- „Largest kingfisher“ (https://www.guinnessworldrecords.com)






























