Schnabeltier
Steckbrief Schnabeltier
Größe | 30-40 cm |
Geschwindigkeit | Bis 35 km/h |
Gewicht | 0,5-2,5 kg |
Lebensdauer | 10 Jahre |
Nahrung | Insekten, Schnecken, Krebse |
Feinde | Füchse, Schlangen, Krokodile |
Verbreitung | Ost-Australien, Tasmanien |
Lebensraum | Flüsse, Seen, Ufer |
Ordnung | Kloakentiere |
Familie | Schnabeltiere |
Wissenschaftl. Name | Ornithorhynchus anatinus |
Merkmale | Eierlegendes Säugetier mit „Entenschnabel“ |
Merkmale und Besonderheiten
Schnabeltiere sind eierlegende Säugetiere, die in Australien leben. Sie haben einen breiten Schnabel, einen paddelförmigen Schwanz, Krallen, ein dichtes Fell und Schwimmhäute. Dadurch sehen sie aus wie eine Mischung aus Ente, Biber, Bär, Otter und Frosch. Das Schnabeltier ist eines der fünf giftigen Säugetiere auf der Welt.
Tierordnung
Schnabeltiere Tiere gehören zu den „Kloakentieren“, weil ihre Geschlechts- und Ausscheidungsorgane in der selben Öffnung münden (der sogenannten Kloake). Es gibt nur fünf Kloakentierarten: das Schnabeltier und vier Ameisenigelarten.
Tierart
Das Schnabeltier ist eines der merkwürdigsten Tiere. Es scheint aus vielen Tieren zusammengesetzt worden zu sein. Äußerlich erinnert es an folgende Tiere:
- Ente - wegen dem Schnabel
- Biber - wegen dem paddelförmigen Schwanz und den Schwimmfüßen
- Bär - weil es Krallen hat
- Otter - weil es einen dichten Pelz besitzt
- Frosch - weil zwischen den Zehen Schwimmhäute sind
Sogar das Erbgut ist ein Mix! Wissenschaftler der Universität Kopenhagen haben 2021 herausgefunden, dass Schnabeltiere nicht nur wie eine Mischung aus mehreren Tieren aussehen, sondern es tatsächlich auch sind. Ihrem Erbgut nach sind sie sowohl Säugetier, als auch Vogel und Reptil. Deshalb wird es auch als „Brückentier“ bezeichnet, also als Tier, das mehrere Merkmale verschiedener Tierklassen aufweist.
Entwicklung und Herkunft
Eine Fälschung?
Zuerst hielt man das Schnabeltier für eine „Fälschung“ und glaubte, dass ein Entenschnabel an einen Biber genäht wurde. Der berühmte Naturforscher Charles Darwin staunte 1836 ebenfalls nicht schlecht, als er dieses außergewöhnliche Tier sah. Er schrieb in sein Tagebuch: „Glaubt jemand nur seinem eigenen Verstande, könnte er ausrufen: Gewiss müssen hier zwei verschiedene Schöpfer am Werk gewesen sein.“
Lebende Fossilien
Schnabeltiere werden auch als „lebende Fossilien“ bezeichnet. Man nennt sie so, weil sie sich über einen langen Zeitraum hinweg kaum verändert haben. Ihre Vorfahren lebten schon vor 200 Millionen Jahren und sie sahen schon vor 100.000 Jahren genauso aus wie jetzt - vielleicht sogar noch länger.
Verbreitung und Lebensraum
Schnabeltiere leben ausschließlich in Australien. Sie sind im ganzen Land verbreitet, vom hohen Norden bis hin zur Insel Tasmanien im Süden. Ihr Lebensraum sind flache Seen, Teiche und Flüsse. Sie sind so gut an das Leben im Wasser angepasst, dass man sie als halb-amphibisch bezeichnen kann. Sie mögen stabile Ufer, die von Wurzeln der einheimischen Pflanzen befestigt sind. Unterschiedliche Klimazonen machen ihnen nichts aus. Sie leben sowohl in feuchtwarmen Regenwäldern als auch in kühlen Bergregionen.
Lebensweise
Schnabeltiere sind Einzelgänger. Sie sind nachts aktiv. Sobald es dämmert, verlassen sie ihren Bau und suchen nach Futter. Während des Tages ruhen sie sich in Höhlen aus, die sie unterhalb des Flussufers graben.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Schnabeltiere haben eine Körperlänge von 30-40 cm. Der Schwanz wird 10-15 cm lang. Das Gewicht beträgt 0,5-2,5 kg. Die Männchen werden 30-40 % größer und schwerer als die Weibchen.
Schnabel
Das Schnabeltier hat einen sehr großen, breiten Schnabel, der an einen Entenschnabel erinnert. Aber im Gegensatz zu dem einer Ente sehr weich und biegsam. Die Oberfläche fühlt sich wie Leder an.
Fell
Das Schnabeltier hat dunkelbraunes, wasserdichtes Fell. Das Unterfell besteht aus vielen kurzen Haaren, an denen unter Wasser viele kleine Luftblasen „hängen“ bleiben. Sie halten das Tier im kalten Wasser schön warm, wie eine Luftpolsterfolie. Die langen Deckhaare schützen vor Verletzungen.
Krallen
An ihren Händen befinden sich kräftige Krallen, die sie zum Graben einsetzen.
Schwimmhäute
Zwischen den Fingern und Zehen befinden sich Schwimmhäute. Sie helfen dem Schnabeltier, sich im Wasser fortzubewegen.
Giftstachel
An beiden Hinterbeinen der männlichen Schnabeltiere sitzt ein giftiger Stachel.
Duftdrüsen
An beiden Seiten des Halses befinden sich Duftdrüsen. Während der Paarungszeit verströmen sie einen moschusartigen Duft. Um Weibchen anzulocken, reiben die Tiere ihre Duftdrüsen an Baumstämmen oder anderen Gegenständen.
Schulterknochen
Schnabeltiere haben im Gegensatz zu anderen Säugetieren einen zusätzlichen Knochen im Schultergürtel, der das Schulterblatt fest und unflexibel macht. Das hat einen Vorteil: Es kann dadurch besser schwimmen und graben.
Backentaschen
Schnabeltiere verstauen ihre Beute in Backentaschen.
Schwanz
Schnabeltiere haben einen dicken, paddelförmigen Schwanz, der an einen Biberschwanz erinnert. Er sorgt dafür, dass sie beim Schwimmen den Kurs halten können. Außerdem speichern sie zusätzliches Fett darin.
Anpassung an den Lebensraum
- Wasserdichtes Fell – damit ihnen im Wasser nicht kalt wird
- Krallen – zum Graben von Höhlen
- Duftdrüsen – um Partner zu finden
- Schwanz – um im Wasser den Kurs zu halten
- Schwimmhäute – um besser schwimmen zu können
- Schnabel - zum Jagen
- Extra Schulterknochen – um besser schwimmen und graben zu können
Ernährung
Schnabeltiere sind Fleischfresser. Sie ernähren sich von Larven, Krebsen, Schnecken, Kaulquappen, Würmer und kleinen Fischen. Sie benötigen jeden Tag etwa 20 % ihres eigenen Körpergewichts in Form von Nahrung. Dafür braucht es bis zu 12 Stunden.
Verhalten
Jagdtechnik
Das Schnabeltier lebt hauptsächlich an Bächen und Flüssen, wo es im trüben Wasser nach Futter stöbert. Da es fast blind und taub ist, hat es eine besondere Strategie entwickelt, um Beute aufzuspüren. Es verschließt Augen, Ohren und Nasenlöcher und verlässt sich zu 100 % auf seinen empfindlichen Schnabel. Über ihn nimmt es wie mit einer Antenne elektrische Signale anderer Tiere wahr. Die Signale entstehen durch das Anspannen von Muskeln, zum Beispiel wenn ein Tier aufgescheucht wurde und die Flucht ergreifen will. Aus diesem Grund bewegt das Schnabeltier seinen Schnabel immer hin und her, um möglichst genau den Ursprung der Signale zu bestimmen.
Nahrungsaufnahme
Wenn Schnabeltiere etwas gefangen haben, verstauen sie es zuerst in den Backentaschen. An der Wasseroberfläche fangen sie dann zu essen. Da sie keine Zähne besitzen, zermahlen sie ihre Nahrung mit ihrem Schnabel. Dabei helfen ihnen zwei geriffelte Hornleisten, die sich entlang der Seiten im Ober- und Unterkiefer befinden. Außerdem nehmen sie kleine Kieselchen mit in den Mund, um die Nahrung zu zerreiben. Unverdauliche Panzer und Schalen werden ausgespuckt.
Verständigung mit Artgenossen
Schnabeltiere verständigen sich über Geräusche. Mit ihren Stimmbändern können sie Laute wie ein verärgertes Knurren, ein lustiges Hupen, hohes Pfeifen oder Quietschen erzeugen.
Höhlen
Schnabeltiere bauen Höhlen, um sich auszuruhen und ihren Nachwuchs darin aufzuziehen. Eine Höhle wird normalerweise etwa 5 m lang. Bruthöhlen können sogar bis zu 30 m lang werden und haben mehrere Kammern.
Großes Revier
Männliche Schnabeltiere haben ein großes Revier. Sie bewegen sich bis zu 15 km von ihrer Höhle weg. An einem Tag schaffen sie bis zu 10 km. Die weiblichen Tiere bewegen sich normalerweise weniger als 4,5 Kilometer weit weg.
Sinne und Fähigkeiten
Niedrige Körpertemperatur
Die durchschnittliche Körpertemperatur eines Schnabeltiers ist ungewöhnlich niedrig. Sie beträgt etwa 32 Grad Celsius. Bei den meisten anderen Säugetieren liegt sie bei 37 Grad Celsius. Zum Glück ist das Fell sehr warm. So kann es auch in kaltem Wasser seine Körpertemperatur halten.
Schwimmen
Schnabeltiere können ausgezeichnet schwimmen. Sie sind sehr schnell und wendig. Bevor sie ins Wasser gehen, verschließen sie Augen, Ohren und Nasenlöcher. Mit Hilfe ihrer Vorderfüße schrauben sie sich unter Wasser wie ein Propeller vorwärts. Mit den Hinterfüßen bremsen und steuern sie. Der Schwanz ist kein Ruderschwanz und hilft auch nicht beim Steuern. Er sorgt aber dafür, dass sein Körper gut im Wasser liegt und einen stabilen Kurs schwimmen kann. Das ist im Tierreich einzigartig, denn meistens werden die Hinterfüße für den Antrieb genutzt und der Schwanz zum Steuern.
Tauchen
Schnabeltiere tauchen für gewöhnlich bis in eine Tiefe von 5 m und bleiben 30-60 Sekunden unter Wasser. Wenn sie besonders viel Luft und Energie haben, können sie sogar bis zu 8 m tief gehen und bis zu 2 Minuten unten bleiben.
Beweglichkeit
Das Schnabeltier kann nicht gut laufen und bewegt sich eher schwerfällig. Da sich seine Beine seitlich am Körper befinden (statt darunter) hat es einen reptilienartigen Gang.
Elektrosinn
Für das Schnabeltier ist der Elektrosinn der wichtigste Sinn. In ihrem empfindlichen Schnabel befinden sich über 40.000 Elektrorezeptoren. Das sind Zellen, die elektrische Spannungen und Felder von anderen Tieren erkennen. Während der Jagd bewegen sie ihren Kopf daher ständig hin und her – wie eine Antenne. Der Schnabel nimmt feinste Berührungen, winzige Schallwellen und kleinste Druckveränderungen wahr.
Ungewöhnlicher Schlaf
Schnabeltiere schlafen jeden Tag bis zu 14 Stunden. Sie verbringen über 8 Stunden, also etwa 60 % der Zeit, in der REM-Schlafphase. Da ist ein besonders tiefer Schlaf, der häufig von lebhaften Träumen begleitet wird. Bei uns Menschen macht der REM-Schlaf in der Regel nur 20-25 % der Schlafzeit aus. REM ist die Abkürzung für „Rapid Eye Movement“ und wird mit „Schnelle Augenbewegung“ übersetzt. Die Phase heißt so, weil sich dabei die Augen unter den geschlossenen Lidern ganz schnell hin und herbewegen.
Leuchtendes Fell unter UV-Licht
Das Schnabeltier ist das erste Säugetier, von dem bekannt wurde, dass sein Fell unter UV-Licht leuchtet. Es schimmert in Grün und Blau. Forscher vermuten, dass diese Eigenschaft bei der Verständigung mit Artgenossen hilft – schließlich haben Schnabeltiere keinen guten Sehsinn.
Sind Schnabeltiere gefährlich?
Schnabeltiere haben an beiden Hinterbeinen einen Giftstachel. Sobald der Stachel Haut durchdringt, fließt eine giftige Flüssigkeit über den Stachel in die Wunde. Sie stammt aus einer Giftdrüse. Schnabeltiere sind zwar eher scheu und harmlos, aber wenn man sie bedrängt oder versehentlich erschreckt, kann es zu einem Stich kommen. Für Menschen ist das Gift nicht tödlich, kann aber Schmerzen verursachen, die manchmal Monate lang (!) anhalten. Bei Haustieren sieht das anders aus. Die Giftmenge reicht aus, um einen Hund zu töten. Interessanterweise gilt das nicht für Katzen. Sie sind nicht so empfindlich gegenüber dem Gift.
Lebenserwartung
Schnabeltiere werden in freier Wildbahn meistens etwa 10 Jahre alt, können in Gefangenschaft aber 17 Jahre oder älter werden.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
Die natürlichen Feinde der Schnabeltiere sind Eulen, Adler, Falken, Dingos, Tasmanische Teufel, Warane, Schlangen, Wasserratten, Haushunde, Hauskatzen und Füchse.
Der Mensch
Jagd
Das Schnabeltier hat ein sehr weiches, dichtes Fell, das im 18. und 19. Jahrhundert sehr begehrt war. Es wurde beinahe bis zur Ausrottung gejagt und war vom Aussterben bedroht. Glücklicherweise wurde die Jagd verboten und die Tiere konnten sich wieder vermehren.
Verlust von Lebensraum
Das Schnabeltier hat sich sehr stark an einzigartige Bedingungen in seinem Lebensraum angepasst. Kleinste Veränderungen haben zur Folge, dass es nicht mehr überleben kann. Vor allem der Zugang zu Wasser und die Wasserqualität sind ein großes Problem. Sein Lebensraum wird durch Rodungen und Bebauungen immer kleiner. Staudämme sorgen dafür, dass Flüsse und Seen weniger Wasser führen und in besonders heißen Zeiten austrocknen.
Müll
Schnabeltiere verfangen sich schnell in Müll, Angeschnüren und Netzen. Auch „harmlose“ Gummibänder, Plastikringe und Haargummis können tödlich für sie sein, wenn sie sich darin verfangen. Sie können nicht mehr schwimmen und ertrinken, weil sie unter Wasser nicht atmen können.
Fallen
„Yabby Traps“ sind eine weitere Gefahr für die Tiere. Es sind offene Netzkörbe, die zum Fangen von australischen Flusskrebsen eingesetzt werden. Leider verfangen sich auch Schnabeltiere und andere Tiere (zum Beispiel Schildkröten) darin. Sie können sich nicht befreien und ertrinken auf elende Weise.
Gefährdungsstatus
Schnabeltiere gelten im Moment nicht als bedroht, sind aber kurz davor. Laut einer Schätzung der IUCN gibt es noch 30.000-300.000 Tiere.
Bedeutung für das Ökosystem
Schnabeltiere spielen in ihrem Lebensraum eine sehr wichtige Rolle. Sie halten die Anzahl wirbelloser Tiere im Gleichgewicht.
Fortpflanzung
Paarungszeit
Schnabeltiere paaren sich im australischen Winter bis in das Frühjahr hinein, also von Juli bis Oktober. Es heißt, dass die männlichen Tiere um die weiblichen kämpfen und dabei ihren Giftsporn einsetzen, um sich zu behaupten. Wenn sich das Weibchen an seinem Schwanz packen lässt, schwimmen die beiden im Kreis und paaren sich.
Tragzeit
Nach einer Tragzeit von 2-3 Wochen legt das weibliche Schnabeltier 1-3 kleine Eier. Sie sind nur 1,5-1,7 cm groß und haben eine weiche Hülle. Die Eier werden etwa 10 Tage bebrütet. Dann schlüpfen die Jungen. Sie sind nur 1 cm lang, blind und nackt. Aufgezogen werden sie in einem Erdbau, der mit weichen Pflanzen gepolstert ist.
Säugen
Normalerweise saugen Säugetierbabys an den Brustwarzen der Mutter, um Muttermilch zu trinken. Schnabeltiere haben aber keine Brustwarzen. Dafür besitzen sie Brustdrüsen, die eigentlich umgebildete Schweißdrüsen sind. Sie „schwitzen“ die Milch für ihre Jungen quasi aus. Die Kleinen müssen einfach nur am Fell der Mutter lecken. Nach 3-5 Monaten verlassen die Babys zum ersten Mal den Bau. Nach 12-18 Monaten sind sie erwachsen.
Kloakentier
Im Gegensatz zu anderen Säugetieren haben sie keinen Geburtskanal. Stattdessen wandern ihre Eier durch dieselbe Körperöffnung wie Urin und Kot und enden in einer einzigen Körperöffnung, der Kloake. Dieses Merkmal haben Kloakentiere sowohl mit Vögeln als auch mit Reptilien gemeinsam.
Fun Facts
Das Schnabeltier heißt auf Englisch „platypus“ und auf Spanisch „ornitorrinco“.
Das Schnabeltier ist verwandt mit:
Weitere Tiere im Lebensraum:
- Dingo
- Eisvogel
- Jägerliest
- Krokodil
- Pelikan
- Wombat
Quellen:
- „The Platypus, Part 2“ (https://hoasrc.com)
- „The Platypus – A Very Special Australian“ (https://platypus.asn.au)
- „Platypus“ (https://www.iucnredlist.org)
- „Lightest egg-laying mammal“ (https://www.guinnessworldrecords.com)
- „Most REM sleep for a mammal“ (https://www.guinnessworldrecords.com)
- „First biofluorescent egg-laying mammal“ (https://www.guinnessworldrecords.com)
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