Murmeltier
Steckbrief Murmeltier
Größe | 40-50 cm |
Geschwindigkeit | Nicht bekannt |
Gewicht | 2-8 kg |
Lebensdauer | Nicht bekannt |
Nahrung | Wurzeln, Blätter, Blüten, Kräuter, Gräser |
Feinde | Füchse, Wölfe, Dachse, Adler |
Verbreitung | Europa, Nordamerika, Kanada, Russland, Asien |
Lebensraum | Hochgebirge, Grassteppe |
Ordnung | Nagetiere |
Familie | Hörnchen |
Wissenschaftl. Name | Marmota |
Merkmale | Großes Nagetier; stellt sich häufig auf die Hinterbeine |
Merkmale und Besonderheiten
Murmeltiere sind große Nagetiere. Sie sind bekannt dafür, auf ihren Hinterbeinen zu stehen und laut zu pfeifen, wenn eine Gefahr droht. Im Winter halten sie in ihrem Bau für 7-9 Monate Winterschlaf. Ihre auffälligsten Merkmale sind der kräftige Körper, die kleinen Ohren, der kurze Schwanz, die kurzen Beine und das graubraune Fell.
Arten
Es gibt 15 Arten. In Europa ist das Alpenmurmeltier am häufigsten. In Nordamerika und Kanada kennt man das Gelbbauchmurmeltier und das Waldmurmeltier. In Zentralasien lebt das Langschwanzmurmeltier und in Russland, Belarus und der Ukraine das Steppenmurmeltier. Das größte ist das Olympische Murmeltier. Es lebt ausschließlich im Bundesstaat Washington (USA).
Verbreitung und Lebensraum
Murmeltiere kommen in Europa, Russland, Nordamerika, Kanada und Asien vor. Sie bewohnen verschiedenartige Lebensräume. Das Alpenmurmeltier lebt im Hochgebirge auf einer Höhe von bis zu 2.200 m. Das Gelbbauchmurmeltier findet man in den Rocky Mountains in den USA. Das Steppenmurmeltier dagegen in Grassteppen. Der Lebensraum des Waldmurmeltiers in Kanada ist die Tundra.
Lebensweise
Murmeltiere verbringen 60-80 % ihres Lebens unter der Erde. Dort sind sie vor Feinden und der eisigen Kälte im Winter gut geschützt. Von Mai bis September sind sie tagsüber aktiv und gehen auf die Suche nach Futter. Um nahende Feinde rechtzeitig zu entdecken, stellen sie sich häufig auf ihre Hinterbeine. Auf diese Weise können sie mehr von ihrer Umgebung sehen. Sie sind sehr gesellig und leben in kleinen Gruppen mit 10-20 Tieren.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Murmeltiere sind etwa so groß wie eine große Katze oder ein kleiner Hund - zum Beispiel ein Dackel. Sie werden etwa 40-50 cm lang und wiegen 2-8 kg. Das größte ist das Olympische Murmeltier.
Körperbau
Murmeltiere haben einen kräftigen Körper, kurze Beine, kleine Ohren und einen kurzen Schwanz.
Nagezähne
Murmeltiere haben im Ober- und Unterkiefer zwei besonders große, kräftige Nagezähne. Sie sind weiß, sehen aber gelb aus, weil sie einen gelben Schmelz besitzen. Er schützt und härtet die Zähne.
Fell
Das Fell ist bei den meisten Arten graubraun. Das Waldmurmeltier ist etwas dunkler. Das Alpenmurmeltier und das Gelbbauchmurmeltier haben einen auffälligen, gelb-braunen Bauch.
Krallen
Murmeltiere haben lange, kräftige Krallen, um im halbgefrorenen Boden Tunnel graben zu können.
Gelbbauchmurmeltier oder Waldmurmeltier – Was ist der Unterschied?
In Nordamerika gibt es vor allem das Gelbbauchmurmeltier und das Waldmurmeltier. Die beiden sehen sich zum verwechseln ähnlich. Es gibt aber ein paar auffällige Merkmale, die sie unterscheidet. Waldmurmeltiere haben keinen gelben Bauch, sondern sind einheitlich graubraun. Sie leben in flachen, tiefliegenden Gebieten anstatt in den Bergen. Außedem sind sie nicht ganz so gesellig. Anstatt in einer kleinen Gruppe von 10-20 Tieren leben sie nur mit ihren engsten Verwandten zusammen – also Eltern und Kinder.
Ernährung
Murmeltiere sind Pflanzenfresser. Sie ernähren sich vor allem von Wurzeln, Blättern, Blüten, Kräutern und Gräsern.
Verhalten
Das Murmeltier mag es „cool“
Murmeltiere sind sehr hitzeempfindlich. Sie sind an das Leben in der Kälte perfekt angepasst und vertragen daher keine Temperaturen über 20 Grad Celsius. Für sie sind solche Temperaturen wie für uns Menschen 36 Grad in der prallen Sonne. Kein Wunder bei dem dicken Fell!
Aufwärmen in der Sonne
Murmeltiere mögen keine hohen Temperaturen. Aber wenn es draußen so richtig kalt ist, wärmen auch sie sich manchmal gerne in der Sonne auf. Sie legen sich dann auf einen Stein, den die Sonne bereits aufgeheizt hat.
Murmeln Murmeltiere?
Das wäre lustig, aber nein, Murmeltiere murmeln nicht. Ihren Namen verdanken sie dem althochdeutschen Begriff „murmunto“. Der wiederum stammt vom lateinischen „mures montis“ ab, was so viel wie Bergmaus heißt. In Bayern nennt man sie übrigens Mankei und in der Schweiz Murmeli oder Marmotte.
Warum stellen sie sich auf die Hinterbeine?
Die meiste Zeit verbringt das Murmeltier unter der Erde. Wenn es seinen Bau verlässt, um nach Nahrung zu suchen, sieht man es oft Männchen machen. Es stellt sich auf die Hinterbeine, streckt sich nach oben und schaut in alle Himmelsrichtungen. Dadurch hat es einen guten Überblick über die Umgebung und kann Feinde schon von weitem entdecken.
Was machen Murmeltiere bei Gefahr?
Bei Gefahr pfeifen Murmeltiere, um ihre Artgenossen zu warnen. Dann laufen sie blitzartig zu ihrem Bau oder zu einer ihrer Fluchtröhren - das sind kurze Tunnel mit ein bis zwei Eingängen, die sie zusätzlich zu ihrem Sommerbau anlegen.
Verständigung mit Artgenossen
Pfeifen
Murmeltiere pfeifen nicht nur, um ihre Artgenossen vor Feinden zu warnen. Sie tun es auch, um sich untereinander zu verständigen. Eigentlich ist das Geräusch ein Schrei, er hört sich aber wie das Pfeifen und Zwitschern eines Vogels an.
Nase reiben
Besonders niedlich sieht es aus, wenn sich zwei Murmeltiere begegnen. Zur Begrüßung reiben sie ihre Nasen aneinander.
Sind Murmeltiere gefährlich?
Wer in den Bergen unterwegs ist und eines dieser Tiere entdeckt, fragt sich vermutlich: Sind Murmeltiere gefährlich? Schließlich haben sie scharfe Nagezähne und können so groß werden wie ein kleiner Hund. Die Antwort ist: Nein, sie sind sehr freundlich und friedlich. Man muss sogar sehr viel Glück haben, sie überhaupt zu sehen. Wenn man sie aber einfängt und bedrängt, können sie sich aber aus Stress verteidigen, indem sie beißen.
Murmeltierbau
Arten
Murmeltiere legen weit verzweigte Tunnel mit zahlreichen Eingängen und Ausgängen an. Es gibt drei verschiedene Arten: einen Sommerbau, einen Winterbau und mehrere kurze „Fluchtröhren“.
Länge
Der längste Tunnel, den ein Murmeltier gebaut hat, war 113 m lang.
Tiefe
Der Sommerbau befindet sich in einer Tiefe von 1-1,5 m. Er hat eine Nistkammer für den Nachwuchs. Der Winterbau liegt bis zu 7 m tief, weil die Erde in dieser Tiefe frostfrei bleibt. So sind die Tiere vor dem Erfrieren geschützt.
Tunnelbau
Um Tunnel zu graben, lockern Murmeltiere die Erde mit ihren Zähnen und Vorderpfoten auf und schieben sie mit ihren kräftigen Hinterbeinen nach draußen.
Winterschlaf
Murmeltiere halten keine Winterruhe, sondern begeben sich in einen richtigen Winterschlaf. Er dauert 7-9 Monate. Er beginnt im September und endet im Mai.
Vorbereitung
Murmeltiere legen über den Sommer hinweg 2-3 kg an Gewicht zu. Sie essen so viel, um Fettreserven aufzubauen, von denen sie während des Winterschlafs zehren können.
Überwintern im Bau
Im Winter kann es im Lebensraum der Murmeltiere -20 Grad Celsius haben. Deshalb verkriechen sie sich rechtzeitig vorher in ihren Bau. Er liegt so tief unter der Oberfläche, dass er frostfrei bleibt.
Kuscheln gegen die Kälte
Murmeltiere kuscheln sich aneinander und senken ihre Körpertemperatur auf sechs Grad Celsius, damit sie weniger Energie verbrauchen. Die jüngsten und kleinsten kommen dabei in die Mitte, denn dort ist es am wärmsten. Bis zu 20 Tiere bilden auf diese Weise ein riesiges Fellknäuel unter der Erde.
Herzschlag und Atmung verlangsamt
Um noch mehr Energie zu sparen, schlägt ihr Herz nur 5-20 Mal pro Minute. Auch die Atmung ist verlangsamt. Sie holen nur etwa 2 Mal pro Minute Luft.
Fähigkeiten und Sinne
Sinne
Die beiden wichtigsten Sinne für Murmeltiere sind der Hörsinn und der Geruchssinn. Ihr Sehsinn ist nicht so gut ausgebildet. Sie sind kurzsichtig und sehen auf die Ferne nicht sehr scharf. Ihr Sehvermögen reicht aber aus, um große Raubtiere zu erkennen.
Fortbewegung
Murmeltiere können klettern und schwimmen – aber mehr schlecht als recht. Sie bevorzugen die Fortbewegung auf festem Boden.
Lebenserwartung
Murmeltiere leben etwa 6-15 Jahre. Die Lebenserwartung schwankt innerhalb der verschiedenen Arten.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
Zu den natürlichen Feinden zählen Dachse, Füchse, Wölfe, Kojoten, Schwarzbären und Adler.
Der Mensch
Jagd
In Deutschland werden Murmeltiere „geschont“. In Österreich und in der Schweiz werden sie jedoch gejagt, um sie zu essen oder ihre Nagezähne als Trophäe zu besitzen. In den USA werden sie getötet, weil sie landwirtschaftliche Flächen durch den Bau von Tunneln unsicher machen.
Murmeltierfett
Murmeltiersalbe soll gegen allerlei Beschwerden helfen, zum Beispiel Husten und Gliederschmerzen. Fakt ist: Die Salbe besteht aus Murmeltierfett. Um sie herzustellen, werden die Tiere getötet. Was denkst du darüber? Ist das richtig?
Wander- und Klettertourismus
Auf der Suche nach Entspannung und Verbundenheit mit der Natur gehen immer mehr Menschen nach draußen. Sie gehen in den Bergen wandern und klettern – und stoßen dabei auch auf Murmeltiere. Für die Tiere ist unsere Anwesenheit großer Stress. Wir haben eine ähnliche Wirkung auf sie wie Raubtiere. Der Stress hat zur Folge, dass sie sich weniger fortpflanzen, weniger Jungen bekommen oder sie durch die häufigen Störungen nicht gut ernähren und aufziehen können. Das Alpenmurmeltier ist daher schon aus vielen Gegenden verschwunden.
Gefährdungsstatus
Die meisten Murmeltierarten gelten nicht als bedroht oder gefährdet.
Fortpflanzung
Murmeltiere pflanzen sich zwischen Mai und Juni fort. Die Männchen paaren sich mit verschiedenen Weibchen. Nach einer Tragzeit von etwa 30 Tagen kommen 3-8 Babys zur Welt. Bei ihrer Geburt sind sie blind und nackt. In den ersten drei Wochen werden sie gesäugt. Dann fangen sie an, Gräser und andere Pflanzen zu essen. Nach etwa sieben Wochen sind sie unabhängig von ihrer Mutter.
Murmeltier als Haustier
Kann man ein Murmeltier als Haustier halten? Nein. Sie sind wilde Tiere und können nicht artgerecht gehalten werden, weil sie die meiste Zeit unter der Erde leben.
Fun Facts
Das berühmteste Murmeltier der Welt
In Punxsutawney (sprich „Panksatahni“) in Pennsylvania (USA) lebt ein besonderes Murmeltier. „Phil“ wurde zum Wetterfrosch auserkoren und wird jedes Jahr am 2. Februar befragt, wann der Winter zu Ende geht. Phil kann natürlich nicht sprechen. Aber wenn er aus dem Winterschlaf erwacht, seinen Bau verlässt und sein Körper einen Schatten auf den Boden wirft, so soll der Winter noch sechs Wochen bleiben. Wenn er keinen Schatten wirft, würde der Frühling nahen. Das Ganze ist ein riesiges Spektakel mit zahlreichen Kameras, TV-Moderatoren und Schaulustigen.
Und täglich grüßt das Murmeltier
Bekannt wurde der „Murmeltiertag“ durch den Hollywood-Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Doch eigentlich ist er keine amerikanische „Erfindung“. Siedler aus Europa haben diesen Volksglauben mitgebracht.
Das Murmeltier ist verwandt mit:
- Präriehund
- Ziesel
Weitere Tiere im Lebensraum:
Quellen:
- „Seasonal variation of cardiovascular function in the marmot, Marmota flaviventris“ (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov)
- „Energy expenditure and body composition in a hibernator, the alpine marmot“ (https://link.springer.com)
- „Sounds and communications of the yellow-bellied marmot (Marmota flaviventris)“ (https://www.sciencedirect.com)
- „How do humans impact yellow-bellied marmots? An integrative analysis“ (https://www.sciencedirect.com)