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Geier

Gänsegeier - Foto: Carmine Arienzo/Shutterstock

Steckbrief Geier

Größe 60-130 cm (Spannweite 165-330 cm)
Geschwindigkeit 50-88 km/h
Gewicht 1,6-15 kg
Lebensdauer 10-20 Jahre
Nahrung Aas
Feinde -
Lebensraum Amerika, Afrika, Europa, Asien
Ordnung Greifvögel
Familie Habichtartige, Neuweltgeier
Wissenschaftl. Name Aegypiinae; Cathartidae
Merkmale Große Greifvögel, die hauptsächlich Aas essen

Merkmale und Besonderheiten

Geier sind große Greifvögel, die sich hauptsächlich von Aas ernähren – also von toten Tieren. Sie sind sehr wichtig für das Ökosystem, weil sie dadurch verhindern, dass sich Krankheiten ausbreiten. Ihre auffälligsten Merkmale sind der kahle Kopf und der kahle Hals. Geier gehören für viele Menschen zu den hässlichsten Tieren der Welt.

Arten

Geier ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für Greifvögel, die sich von Aas ernähren und ähnliche körperliche Merkmale haben – zum Beispiel ein nacktes Gesicht und einen nackten Hals. Es gibt 13 Arten von Altweltgeiern (Gypinae). Die bekanntesten sind Mönchsgeier, Sperbergeier und Gänsegeier. Außerdem gibt es sieben Arten von Neuweltgeiern (Cathartidae). Unter ihnen befinden sich Königsgeier und Andenkondor. Drei Arten besitzen eine eigene Familie (Gypaetinae): Bart-, Schmutz- und Palmgeier.

Gänsegeier (Gyps fulvus)

Gänsegeier Gänsegeier - Foto: Artemy Voikhansky [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons

  • Verbreitung: Afrika, Europa, Asien
  • Körperlänge: 120 cm
  • Spannweite: 280 cm
  • Gewicht: 6-11 kg

Gänsegeier sind die größten Geier in Europa. Sie können aus knapp 4 km Höhe mühelos ein 30 cm großes Tier am Boden erkennen. Sie fressen vom Aas nur Muskelfleisch und Eingeweide.

Sperbergeier (Gyps rueppellii)

Sperbergeier - Foto: Ian Dyball/Shutterstock

  • Verbreitung: Europa, Afrika
  • Körperlänge: 85-103 cm
  • Spannweite: 220-260 cm
  • Gewicht: 6,4-9 kg

Von allen Vögeln können Sperbergeier am höchsten fliegen. Im Jahr 1973 wurde an der Elfenbeinküste ein Sperbergeier in einer Höhe von 11.300 m gesichtet - weil er in die Turbine eines Flugzeugs geriet. Sperbergeier sind sehr gesellig und sozial. Wenn einer von ihnen einen Kadaver entdeckt hat, lassen sich dort schon kurze Zeit später mehrere hundert Tiere zum Essen nieder.

Mönchsgeier (Aegypius monachus)

Mönchsgeier Mönchsgeier - Foto: Jesus Giraldo Gutierrez/Shutterstock

  • Verbreitung: Europa, Asien
  • Körperlänge: 110 cm
  • Spannweite: 295 cm
  • Gewicht: 7-12 kg

Mönchsgeier essen tote Tiere fast vollständig. Auch die zähe Haut, schwer verdauliche Sehnen und sogar Knochen. Man könnte sie als eine Art Müllabfuhr bezeichnen. Sie sorgen dafür, dass kein Aas liegen bleibt und sich somit auch keine Krankheiten ausbreiten können.

Bartgeier (Gypaetus barbatus)

Bartgeier Bartgeier - Foto: Enri/Shutterstock

  • Verbreitung: Afrika, Europa, Asien
  • Körperlänge: 94-125 cm
  • Spannweite: 231-283 cm
  • Gewicht: 4,5-7 kg

Der Bartgeier ernährt sich fast ausschließlich von Knochen. Um sie in kleine Teile zu zerbrechen, lässt er sich aus großer Höhe auf einen Felsen fallen. Im Gegensatz zu anderen Geiern sind sein Gesicht und sein Hals befiedert.

Andenkondor (Vultur gryphus)

Andenkondor Andenkondor - Foto: JackF/stock.adobe.com

  • Verbreitung: Südamerika
  • Körperlänge: 100-130 cm
  • Spannweite: 320-330 m
  • Gewicht: 15 kg

Der Andenkondor ist der größte Geier der Welt. Von allen Vögeln hat er die zweitgrößte Spannweite - gleich nach dem Albatros. Er gilt als „Meister der Lüfte“. Wissenschaftler haben im Jahr 2020 acht Tiere mit Sendern ausgestattet und dokumentiert, dass sie über 5 Stunden lang in der Luft sein und 170 km weit fliegen können, ohne einmal mit den Flügeln zu schlagen. Flügelschläge machen nur etwa 1 % ihrer Flugzeit aus.

Verbreitung und Lebensraum

Altweltgeier leben in Europa, Asien, Afrika, Amerika und Kanada. Sie fühlen sich in tropischen Regionen genauso wohl wie in gemäßigten Regionen. Am liebsten sind ihnen freie, offene Flächen. Wenn sie sich ausruhen möchten, suchen sie meistens höher gelegene Klippen oder Bäume. Sie sind selten in der Nähe von Menschen anzutreffen – manchmal kann man sie auf Straßen sehen, weil sie Überreste von überfahrenen Tieren essen.

Altweltgeier oder Neuweltgeier – Wo ist der Unterschied?

Altweltgeier leben in Europa, Afrika und Asien. Neuweltgeier leben in Amerika. Außerdem gehören sie zu völlig unterschiedlichen Tierfamilien. Ihr Verhalten ist ebenfalls sehr unterschiedlich: Altweltgeier nisten in einem Nest aus Zweigen, Neuweltgeier brüten direkt auf Felsen. Sie verlassen sich außerdem viel stärker auf ihren Sehsinn und setzen ihren guten Geruchssinn ein, um Kadaver zu finden.

Lebensweise

Die meisten Geier sind sehr gesellig und sozial. Sie sind tagsüber aktiv.

Geier Körperbau und Aussehen Geier Körperbau und Aussehen - Foto: Sourabh/stock.adobe.com

Körperbau und Aussehen

Größe und Gewicht

Der größte Geier ist der Andenkondor. Er hat eine Spannweite von 330 cm und wiegt bis zu 15 kg. In Europa ist der Mönchsgeier am größten. Seine Spannweite beträgt 310 cm und sein Gewicht liegt bei 14 kg. Der kleinste Geier ist der Schmutzgeier. Seine Spannweite beträgt 1,65 m und sein Gewicht 1,5-2,2 kg.

Kahler Kopf und kahler Hals

Die meisten Geier haben einen kahlen Kopf und einen kahlen Hals. Dieses ungewöhnliche Aussehen ist für die Vögel besonders nützlich, denn beim Essen kommen sie den Kadavern sehr nahe. Auf der glatten Haut an ihrem Kopf und ihrem Hals können sich die Bakterien, die sich auf den toten Tieren befinden, nicht so gut vermehren.

Riesige Spannweite

Geier haben häufig eine große Spannweite. Beim Bartgeier beträgt sie bis zu 283 cm. Beim Kalifornischen Kondor sind es bis zu 300 cm. Wenn der Andenkondor seine Flügel ausbreitet, misst sie von einer Flügelspitze zur anderen beeindruckende 330 cm.

Großer Schnabel

Geier haben große, scharfe, kräftige Schnäbel, die dafür gemacht sind, zähes Fleisch, faserige Muskeln und harte Knochen zu zerlegen.

Kräftige Krallen

Geier haben große, kräftige Krallen. Im Gegensatz zu den scharfen, gebogenen Krallen von Adlern oder anderen Raubvögeln, sind sie eher stumpf und gerade - damit sie besser auf dem Boden laufen können.

Unauffälliges Gefieder

Die meisten Geier haben ein sehr unauffälliges Gefieder aus schwarzen, weiße, grauen oder braunen Federn. Manche Arten haben zusätzlich orange oder rote Federn.

Ernährung

Geier sind Aasfresser. Sie ernähren sich von toten Tieren. Egal, ob sie auf natürliche Weise gestorben sind oder von Raubtieren übrig gelassen worden sind - Geier essen im Grunde alles. Sie können sogar Knochen verdauen, weil sie eine besonders starke, ätzende Magensäure haben. Vor großen Mengen schrecken sie nicht zurück. Sie können bei einer Mahlzeit bis zu 20 % ihres Körpergewichts verzehren, also bei einem 14 kg schweren Vogel sind das knapp 3 kg Aas.

Verhalten

Sind Geier gefährlich?

Nein, Geier sind für Menschen nicht gefährlich. Sie ernähren sich fast ausschließlich von Tieren, die bereits gestorben sind. Wenn man einen Geier jedoch bedrängt, kann er zur Verteidigung mit seinem Schnabel angreifen oder seinen Mageninhalt hochwürgen.

Gänsegeier - Foto: Sourabh/stock.adobe.com

Fähigkeiten und Sinne

Sinne

Altweltgeier verlassen sich auf ihren Sehsinn, während Neuweltgeier auch ihren Geruchssinn einsetzen, um Kadaver zu entdecken.

Geschwindigkeit

Die meisten Geier fliegen mit 50-60 km/h Geschwindigkeit. Der Kalifornische Kondor ist besonders schnell, er schafft bis zu 88 km/h.

Kopf und Hals als Klimaanlage

Der nackte Kopf und der nackte Hals haben nicht nur etwas mit Hygiene zu tun. Geier können über ihren Kopf und ihren Hals auch ihre Körpertemperatur steuern. Je nachdem, ob sie ihren Hals strecken oder einziehen und unter Federn verstecken, können sie sich aufwärmen oder abkühlen.

Intelligenz

Geier sind sehr intelligent. Jede Art hat ihre eigenen Tricks, um an Nahrung zu kommen. Der Schmutzgeier öffnet Straußeneier, indem er Steine auf sie wirft. Er ist der allererste Vogel, bei dem Werkzeuggebrauch nachgewiesen wurde. Bartgeier schnappen sich einen Knochen, fliegen hoch in die Luft und werfen ihn dann auf einen Felsen, damit er zerbricht. Solche Tricks erfordern eine hohe Denkleistung.

Lebenserwartung

In freier Wildbahn werden Geier etwa 10 Jahre alt, manche sogar bis zu 20 Jahre.

Feinde und Bedrohungen

Natürliche Feinde

Erwachsene Geier haben keine natürlichen Feinde. Das liegt nicht daran, dass sie zu groß wären oder die Raubtiere zu klein oder ungeschickt. Geier haben durch ihre Ernährung eine Vielzahl an Bakterien auf ihrem Gefieder und würden damit die meisten Raubtiere krank machen. Von solchen „Bazillenschleudern“ lässt man doch lieber die Finger. Oder in diesem Fall: die Zähne! Küken und Eier werden allerdings ab und zu von anderen Greifvögeln, Großkatzen oder räuberischen Säugetieren erbeutet.

Der Mensch

Die größten Bedrohungen gehen von Menschen aus. Stromleitungen stellen eine tödliche Falle dar, aber auch die illegale Jagd und der Verlust von Lebensraum sind ein großes Problem. Geier sterben auch oft durch Giftstoffe oder durch Medikamente, die sie über das Aas aufnehmen. Nutztiere erhalten beispielsweise häufig Medikamente, weil sie auf zu engem Raum gehalten werden und daher schneller krank werden. Die Medikamente sind für Geier tödlich. In Indien sank aus diesem Grund die Anzahl der Geier um 99 % und ist bekannt als „Indian vulture crisis“ („indische Geier-Krise“).

Gefährdungsstatus

Die meisten Geierarten stehen auf der Liste der bedrohten Tierarten. Manche sind sogar vom Aussterben bedroht. In den meisten Ländern stehen Geier unter besonderem Schutz.

Gänsegeier - Foto: John Navaja/Shutterstock

Bedeutung für das Ökosystem

Ein besonderes Merkmal der Geier ist ihre Ernährungsweise: Sie essen (vor allem) Aas. Das macht sie bei vielen Menschen nicht unbedingt auf den ersten Blick beliebt. Ohne die Tiere wäre unser Ökosystem jedoch in Gefahr. Sie essen tote, verrottende Tierkörper und verringern dadurch die Gefahr, dass sich gefährliche Krankheiten ausbreiten. Viele Arten essen sogar die Knochen. Bei der Verdauung hilft ihnen ihre Magensäure. Sie ist ätzender als Batteriesäure.

Fortpflanzung

Paarverhalten

Die meisten Geier sind sich ein Leben lang treu und haben nur einen Partner. Jede Art hat ihre eigenen Balzrituale.

Nistverhalten

Altweltgeier bauen Nester aus Zweigen. Neuweltgeier bauen keine Nester, sondern legen ihre Eier auf dem Boden ab.

Gelege

Geier legen 1-3 Eier, die 1-2 Monate bebrütet werden. Sobald die Küken geschlüpft sind, erhalten sie einen Brei aus hochgewürgten Nahrungsresten. Nach einigen Monaten sind sie selbstständig.

Fun Facts

Todesboten

Da sie sich von Aas ernähren, gelten sie auch als Todesboten – was natürlich nur ein Mythos ist.


Quellen:


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