Großer Ameisenbär
Steckbrief Ameisenbär
Größe | 18-140 cm (Körperlänge) |
Geschwindigkeit | Bis 30 km/h |
Gewicht | 175 g bis 39 kg |
Lebensdauer | 4-9 Jahre |
Nahrung | Ameisen, Termiten |
Feinde | Pumas, Schlangen, Jaguare |
Verbreitung | Mittelamerika, Südamerika |
Lebensraum | Savanne, tropischer Regenwald, Trockenwald |
Ordnung | Zahnarme |
Unterordnung | Ameisenbären |
Familie | Myrmecophagidae |
Wissenschaftl. Name | Myrmecophaga tridactyla |
Merkmale | Säugetier mit der längsten Zunge, röhrenförmige Schnauze |
Merkmale und Besonderheiten
Der Große Ameisenbär ist ein Nebengelenktier. Von allen Säugetieren (an Land) hat er die längste Zunge. Sie wird bis zu 61 cm lang! Mit ihr befördert er täglich 30.000-35.000 Ameisen und Termiten in seinen Magen. Besondere Merkmale sind außerdem die lange, röhrenförmige Schnauze, in der sich die Zunge befindet. Der lange, buschige Schwanz ist wie ein Fahrradständer und hilft ihm, das Gleichgewicht zu halten. Es gibt aber auch kleinere Ameisenbären, die kurzes Fell haben, einen Greifschwanz besitzen und in Bäumen leben.
Arten
Es gibt vier Arten: den Großen Ameisenbären, den Zwergameisenbären sowie den nördlichen und den südlichen Tamandua.
Verwandtschaft
Früher dachte man, Ameisenbären wären mit Erdferkeln und Schuppentieren (auch Pangoline genannt) verwandt. Schließlich haben sie einen sehr ähnlichen Körperbau: Sie besitzen eine röhrenartige Schnauze, eine lange Zunge, keine Zähne und ernähren sich von Termiten. Heute weiß man, dass sich die Tiere zwar auf ähnliche Weise entwickelt haben, aber nicht verwandt sind. Die nächsten Verwandten der Ameisenbären sind Faultiere und Gürteltiere.
Verbreitung und Lebensraum
Die Heimat der Ameisenbären ist Süd- und Mittelamerika. Ihr Lebensraum sind Gras- und Savannenlandschaften und Regenwälder. Der Große Ameisenbär bevorzugt es, auf dem Boden zu bleiben. Zwergameisenbären können gut klettern und leben ausschließlich auf Bäumen. Tamanduas leben sowohl auf dem Boden als auch in Bäumen.
Lebensweise
Ameisenbären sind Einzelgänger und treffen sich nur, um sich zu paaren. Sie verbringen viel Zeit damit, nach Insekten zu suchen und sie mit ihrer langen, klebrigen Zunge aufzusammeln. Große Ameisenbären sind tagaktiv. Nachts legen sie ihren buschigen Schwanz wie eine Decke über ihren Körper, um es schön kuschelig warm zu haben. Das ist sehr wichtig, denn sie haben eine niedrige Körpertemperatur von nur 33 Grad Celsius und frieren leicht. Tamanduas sind sowohl tag- als auch nachtaktiv, während Zwergameisenbären ausschließlich nachtaktiv sind.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Der größte Ameisenbär ist der Große Ameisenbär (Überraschung!). Er hat eine Körperlänge von 100-140 cm und ein Gewicht von 22-39 kg. Der kleinste ist der Zwergameisenbär. Er wird nur 18-21 cm lang und wiegt nur 175-400 g.
Zunge
Die Zunge des Großen Ameisenbären wird bis zu 61 cm lang. Das ist Weltrekord! Kein anderes Säugetier, das an Land lebt, hat so eine lange Zunge. Sie ist nur 10-15 mm breit und kann bis zu 160 Mal in der Minute herausgeschleudert werden, wie ein kleiner Presslufthammer.
Schwanz
Der Große Ameisenbär hat einen 60-90 cm langen, buschigen Schwanz. Er ist etwa halb so lang wie sein Körper. Beim Zwergameisenbär und den Tamanduas ist der Schwanz etwa so lang wie ihr Körper.
Fell
Der Große Ameisenbär hat – außer im Gesicht – ein langes, raues Fell. An seinem Schwanz sind die Haare sogar bis zu 40 cm lang. Der Zwergameisenbär und die Tamanduas haben überall kurzes Fell.
Ameisenbär oder Erdferkel – Wo ist der Unterschied?
Ameisenbären und Erdferkel sehen ähnlich aus und ernähren sich beide von Ameisen und Termiten. Sie lassen sich aber leicht an ihren Ohren unterscheiden. Große Ameisenbären haben kaum sichtbare Ohren, während Erdferkel sehr lange, eselsartige Ohren besitzen. Außerdem gehören Erdferkel nicht zu den Nebengelenktieren, sondern zu den sogenannten „Röhrenzähnern“ und leben in Afrika.
Ameisenbär oder Nasenbär – Wo ist der Unterschied?
Ameisenbären und Nasenbären haben einige Gemeinsamkeiten: Sie haben beide eine lange Schnauze, suchen ihre Beute am Boden und leben in Mittel- und Südamerika. Es handelt sich aber um zwei völlig unterschiedliche Tierarten. Ameisenbären gehören zu den Nebengelenktieren und Nasenbären gehören zu den Raubtieren, genauer gesagt zu den Kleinbären.
Ernährung
Ameisenbären sind Fleischfresser. Sie essen täglich 30.000-35.000 Ameisen und Termiten. Ab und zu essen sie auch weiche Maden, Früchte und Eier.
Verhalten
Jagdstrategie
Krallen voraus!
Ameisenbären erschnüffeln Ameisen und Termiten mit ihrem feinen Geruchssinn. Um sie zu erbeuten, graben Große Ameisenbären und Tamanduas mit ihren kräftigen, langen Krallen in den Nestern und stecken dann ihre Schnauze hinein, um sie mit ihrer Zunge einzusammeln. Der Zwergameisenbär „schlürft“ die Insekten direkt von der Baumrinde.
Schnelligkeit zahlt sich aus
Ameisen und Termiten wehren sich gegen Angriffe von Ameisenbären und setzen zur Verteidigung Ameisensäure ein. Daher isst der Ameisenbär immer nur für eine Dauer von etwa 40 Sekunden - damit die Insekten allesamt verspeist sind, bevor sie zum Gegenangriff ansetzen können. Die Zunge des Großen Ameisenbären kann bis zu 160 Mal in der Minute „zuschlagen“. Ameisen und Termiten, die an dem klebrigen Speichel hängen bleiben, werden beim Einziehen der Zunge im Mund abgestreift und wandern in den Magen. Mjamm!
Fortbewegung
Große Ameisenbären laufen nicht auf den Ballen ihrer Pfoten. Sie laufen auf ihren „Fäusten“, um ihre langen Krallen zu schützen. Auf diese Weise kommen sie nicht mit dem Boden in Berührung und nutzen sich nicht ab. Schließlich brauchen sie scharfe Krallen zum Graben und zur Verteidigung.
Schlafen
Ameisenbären schlafen am Tag 15 Stunden und gehören damit zu den Tieren, die am meisten schlafen.
Verteidigung
Krallen
Ameisenbären benutzen ihre langen, scharfen Krallen und kräftigen Beine, um sich gegen Raubtiere zur Wehr zu setzen. Der Zwergameisenbär lässt sich bei Gefahr an seinem Greifschwanz hängen und „teilt“ mit seinen kräftigen Fäusten „aus“.
Stinkbomben
Ameisenbären haben Duftdrüsen, aus denen eine stinkende Flüssigkeit kommt. Mit ihrer Hilfe markieren sie ihr Revier. Tamanduas setzen ihre Duftdrüsen auch bei Gefahr ein. Wenn sie sich bedroht fühlen, verströmen sie einen Geruch, der ein Vielfaches schlimmer sein soll, als der eines Stinktiers. Sie werden daher auch „Stinker des Waldes“ genannt.
Sind Ameisenbären gefährlich?
Ameisenbären sind nicht angriffslustig, sondern eher ruhig und friedlich. Aber wenn sie sich bedroht fühlen, können sie auch für Menschen gefährlich werden – sehr sogar. Um sich zu verteidigen, schlagen sie mit ihren scharfen Krallen um sich und können schwere Schnittwunden zufügen.
Sinne und Fähigkeiten
Sinne
Ameisenbären haben einen ausgezeichneten Geruchssinn. Von allen Sinnen ist das ihr wichtigster. Sie können 40 Mal besser riechen als Menschen. Ihr Sehsinn ist dagegen sehr schlecht entwickelt.
Körpertemperatur
Die meisten Säugetiere haben eine Körpertemperatur von 36-37 Grad Celsius. Ameisenbären sind eine Ausnahme. Ihre Körpertemperatur ist deutlich niedriger und liegt bei nur 33 Grad Celsius.
Schwimmen
Große Ameisenbären sehen zwar aufgrund ihrer Körperform nicht danach aus, aber ja, sie können schwimmen. Sehr gut sogar. Zwergameisenbären können dagegen nicht besonders gut schwimmen.
Schwanz
Greifschwanz
Der Zwergameisenbär hat einen Greifschwanz. Schließlich lebt er ausschließlich auf Bäumen und braucht stets einen sicheren Halt. Sein Greifschwanz ist wie eine Sicherung beim Sportklettern. Selbst wenn er mit seinen Krallen mal abrutscht, bewahrt ihn der Schwanz davor, abzustürzen. Der Tamandua kann mit seinem Schwanz auch greifen, aber nicht so gut wie der Zwergameisenbär. Der Große Ameisenbär hat keinen Greifschwanz.
„Fahrradständer“
Für den Großen Ameisenbär ist der Schwanz wie eine Art Fahrradständer: Wenn er sich aufrichtet und auf zwei Beinen steht, drückt er den Schwanz auf den Boden. Dadurch kann er das Gleichgewicht halten und fällt nicht um.
Wärmende Decke
Der Schwanz des Großen Ameisenbären ist sehr lang und buschig. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wären die vielen langen Haare unpraktisch, weil sie am Boden umherschleifen. Dabei sind sie sehr wichtig für ihn: Wenn es nachts kalt wird, deckt er sich mit seinem Schwanz zu – wie mit einer wärmenden Decke. Sie hilft ihm, seine Körpertemperatur zu halten.
Lebenserwartung
Wie alt Ameisenbären in freier Wildbahn werden, ist bislang nicht bekannt. In Gefangenschaft leben die Tiere 4-9 Jahre. Im Zoo in Dortmund wurde ein weibliches Tier 28 Jahre alt.
Feinde und Beddrohungen
Natürliche Feinde
Die größten natürlichen Feinde sind Pumas und Jaguare. Tamanduas werden auch von Ozeloten, Füchsen, Kaimanen und Harpyien erbeutet. Der Zwergameisenbär hat Falken zum Feind.
Der Mensch
Die größte Gefahr für die Ameisenbären ist der Verlust von Lebensraum. Die Wälder, in denen sie leben, werden immer weiter abgeholzt. Dadurch finden sie immer weniger Schutz vor Raubtieren und Wetterbedingungen. Ein weiteres großes Problem ist der Straßenverkehr. Viele Tiere verunglücken tödlich, weil sie von einem Auto erfasst werden. In manchen Gegenden werden Ameisenbären auch gejagt, um ihr Fleisch zu essen.
Bedeutung für das Ökosystem
Ameisenbären sind sehr wichtig für das Gleichgewicht in der Natur. Sie essen täglich 30.000-35.000 Ameisen und Termiten. Auf diese Weise sorgen sie dafür, dass sich die Insekten nicht zu stark vermehren. Für die Landwirtschaft sind sie ein Segen, denn die Bauern müssen dadurch weniger Pestizide einsetzen.
Fortpflanzung
Ameisenbären sind Einzelgänger, die sich nur zur Paarung treffen. Die Tragzeit dauert zwischen 120 und 190 Tagen. Es kommt immer nur ein Junges zur Welt. Nach der Geburt wird das Baby gesäugt. Bis es kräftig und eigenständig genug ist, trägt die Mutter das Baby häufig auf ihrem Rücken. Nach 2-4 Jahren sind die Jungtiere erwachsen und gehen ihre eigenen Wege. Darüber hinaus ist bislang kaum etwas über ihr Fortpflanzungsverhalten bekannt.
Fun Facts
Pokémon
Das Feuer-Pokémon Furnifraß ist ein Ameisenbär.
Animal Crossing
Im Videospiel Animal Crossing von Nintendo gibt es mehrere Ameisenbären: Annabell, Annalena, Hilde, Hortense, Mathilda, Olaf, Ruru, Siggi, Theo und Zoe.
Auf Englisch
Auf Englisch heißt der Ameisenbär „anteater“. Der Zwergameisenbär hat einen hübschen Namen: „silky anteater“. Das heißt so viel wie „seidiger Ameisenbär“ - wegen seines hübschen Fells.
Die blaue Elise
In der Zeichentrickserie mit dem rosa Paulchen Panther gab es ein blaues Tier namens Elise. Sie hatte eine lange Nase und eine Vorliebe für Ameisen – insbesondere die clever Ameise Charlie. Die blaue Elise war aber kein Ameisenbär, sondern ein Erdferkel – leicht zu erkennen an den langen, großen Ohren. Ameisenbären haben sehr kleine Ohren. In der deutschen Synchronisation wurde aus dem männlichen Erdferkel jedoch ein weiblicher Ameisenbär.
Der Große Ameisenbär ist verwandt mit:
- Faultier
- Gürteltier
- Zahnarme
- Zwergameisenbär
Weitere Tiere im Lebensraum:
- Ameise
- Falke
- Fuchs
- Harpyie
- Jaguar
- Ozelot
- Puma
- Schleiereule
- Tapir
- Termite
- Tukan
- Virginia-Uhu
- Wanderfalke
Quellen:
- „Longest tongue for a land mammal“ (https://www.guinnessworldrecords.com)
- „Threats to the conservation of the vulnerable giant anteater (Myrmecophaga tridactyla) in the Cerrado biome: a retrospective survey“ (https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov)
- „Study investigates impact of road deaths on giant anteater population in Cerrado“ (https://news.mongabay.com)
- „A brief note on the sleeping habits of the giant anteater - Myrmecophaga tridactyla Linnaeus (Xenarthra, Myrmecophagidae)“ (https://www.scielo.br)
- „Loss of forests turns up the heat, literally, on giant anteaters“ (https://news.mongabay.com)
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