Taubenschwänzchen
Steckbrief Taubenschwänzchen
Größe | 40-45 mm |
Geschwindigkeit | 19 km/h |
Gewicht | 0,3 g |
Lebensdauer | 7 Monate |
Nahrung | Blütennektar |
Feinde | Vögel, Fledermäuse |
Verbreitung | Europa, Asien, Nordafrika |
Lebensraum | Gärten, Parks, Wiesen, Wälder |
Ordnung | Schmetterlinge |
Familie | Schwärmer |
Wissenschaftl. Name | Macroglossum stellatarum |
Merkmale | Schmetterling, der einem Kolibri ähnelt |
Merkmale und Besonderheiten
Das Taubenschwänzchen ist ein Schmetterling, der häufig mit einem Kolibri verwechselt wird – weil er einen langen Rüssel hat, Nektar aus Blütenkelchen trinkt und auf der Stelle schweben kann. Deshalb wird es auch als Kolibrischwärmer der Kolibrifalter bezeichnet. Der Name Taubenschwänzchen kommt von dem „Haarbüschel“ am Hinterleib, der wie die Schwanzfedern einer Taube aussieht.
Name
Auf Englisch heißt das Taubenschwänzchen „hummingbird hawk-moth“. „Hummingbird“ ist das Wort für „Kolibri“ und „hawk-moth“ bedeutet so viel wie „Falken-Motte“.
Arten
Taubenschwänzchen gehören zur Familie der Schwärmer mit etwa 1.200 Arten. Bekannt sind außerdem der Kiefernschwärmer, der Mittlere Weinschwärmer und der Hummelschwärmer. Zu den Schwärmer gehört auch die Art Xanthopan morganii, das Insekt mit der längsten Zunge: Sie ist bis zu 28,5 cm, wobei ihr Körper nur bis zu 6,5 cm lang ist!
Verbreitung und Lebensraum
Welweit
Taubenschwänzchen sind in ganz Europa, Asien und Nordafrika verbreitet. Sie kommen auch in den USA vor, zum Beispiel in Texas, Florida, Kalifornien, Michigan, Utah. Sogar in Alaska, Neufundland und Kanada wurden sie schon gesichtet. Ihr Lebensraum sind Gärten, Parks, Wiesen und Wälder mit einer großen Vielfalt von Blumen, die viel Nektar herstellen.
Taubenschwänzchen in Deutschland
Wo in Deutschland gibt es Taubenschwänzchen? Ach, wie toll wäre es, eines zu sehen! Es gibt keine bestimmten Bundesländer oder Orte, an denen sie besonders häufig vorkommen. Sie sind in ganz Deutschland verbreitet, im Norden genauso wie in NRW und in Bayern. Aber: Sie kommen nur dort vor, wo es nektarreiche Blumen gibt. Das heißt: Solche Orte aufsuchen oder selber für solche Orte sorgen, indem man Blumen wie die Heckenkirsche und die Rote Spornblume anpflanzt.
Lebensweise
Taubenschwänzchen sind im Gegensatz zu vielen anderen Schwärmern nicht nachtaktiv, sondern tagaktiv. Das ist toll, denn sie lassen sich dadurch leichter beobachten. Sie schwirren auf der Suche nach Nektar umher und schweben beim Schlürfen von Nektar auf der Stelle - wie kleine Kolibris. Sie können sogar rückwärts fliegen!
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Taubenschwänzchen haben eine Körperlänge von 40-45 mm und eine Spannweite von 36-70 mm. Ihr Gewicht beträgt etwa 0,3 g.
Färbung
Taubenschwänzchen haben graubraune Vorderflügel. Die etwas kleineren Hinterflügel sind orangebraun gefärbt.
Saugrüssel
Taubenschwänzchen haben einen langen Rüssel. Er wird 25-28 mm lang. Sie haben dadurch einen Vorteil gegenüber anderen Insekten: Sie können tiefere Blütenkelche erreichen. Wenn sie den Rüssel nicht benötigen, „rollen“ sie ihn ein.
„Schwänzchen“
Am Ende ihres Hinterleibs haben sie braun-schwarze, längliche Schuppen. Sie sehen aus wie die Schwanzfedern von Tauben.
Raupen
Die Raupen werden 45-50 mm lang und sind meistens grün. Sie können aber auch braun, rotbraun oder grauviolett sein.
Taubenschwänzchen oder Kolibri – Wo ist der Unterschied?
Taubenschwänzchen werden auf den ersten Blick häufig mit Kolibris verwechselt. Ihr Anblick löst meistens großes Erstaunen und Begeisterung aus, denn Kolibris kommen nicht in Deutschland vor, sondern nur in Amerika. Wie es zu der Verwechslung kommt, ist ganz einfach: Taubenschwänzchen können auf der Stelle schweben, sie ändern beim Fliegen blitzschnell die Richtung und sie trinken Nektar aus Blütenkelchen. Genau zeichnet sind auch charakteristische Eigenschaften der Kolibris. Außerdem gibt es Kolibris, die kaum größer sind als Taubenschwänzchen. Trotzdem: Taubenschwänzchen sind Schmetterlinge mit einem Rüssel und Kolibris sind Vögel mit einem Schnabel.
Taubenschwänzchen oder Hummelschwärmer – Wo ist der Unterschied?
Das Taubenschwänzchen hat einen Doppelgänger: den Hummelschwärmer. Oder ist es anders herum? Egal wie, die beiden sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Sie haben dieselbe Größe, dieselbe Körperform, einen langen Rüssel und ähnliche Flügel. Die beiden Tierarten gehören zur Familie der Schwärmer, sind aber verschiedene Gattungen. Der auffälligste Unterschied ist: Hummelschwärmer haben teilweise durchsichtige Flügel. Außerdem sind sie eher olivgrün und Taubenschwänzchen eher braunorange.
Ernährung
Taubenschwänzchen sind Pflanzenfresser. Sie ernähren sich von Blütennektar. Sie lieben zum Beispiel Roten Fingerhut und Weidenröschen. Pro Minute können sie bis zu 100 Blüten anfliegen. Je nach Pflanzenart müssen sie 500-5.000 Blüten am Tag besuchen, um satt zu werden. Die Raupen mögen vor allem Labkraut, Rötegewächse, Sternmieren, Spornblumen und Weidenröschen.
Verhalten
Überwintern
Taubenschwänzchen sind die einzigen Schwärmer, die überwintern können. Aber: Nur in frostfreien Gebieten. Sie überwintern daher nur selten in Deutschland, sondern eher im Süden Europas, in Asien und in Afrika.
Wanderungen
Die meisten Taubenschwänzchen, die wir in Deutschland sehen, kommen aus ihren Überwinterungsgebieten im Süden. Sie kehren Ende April nach Deutschland zurück und und bleiben bis Anfang September. Dann machen sie sich wieder auf den Weg in den warmen, frostfreien Süden.
Fluggeräusche
Taubenschwänzchen machen beim Fliegen ein brummendes Geräusch, ganz ähnlich wie Kolibris.
Sind Taubenschwänzchen gefährlich?
Taubenschwänzchen sind weder giftig noch gefährlich. Sie können auch nicht stechen oder beißen. Sie sind vollkommen harmlos.
Sinne und Fähigkeiten
Fliegen
Taubenschwänzchen sind bekannt für ihre ausgezeichneten Flugkünste. Sie können beim Fliegen Nektar trinken, auf der Stelle schweben, blitzschnell die Richtung ändern, sich seitwärts bewegen, von einer Stelle auf die andere „hüpfen“ und sogar rückwärts fliegen. Die langen Schuppen an ihrem Hinterleib sind wie ein Steuerruder und ganz besonders wichtig für ihre Flugmanöver.
Flügelschlag
Sie schlagen 70-80 Mal in der Sekunde mit ihren Flügen. Das ist so schnell, dass unser menschliches Auge die einzelnen Flügelschläge gar nicht wahrnehmen kann.
Sehsinn
Taubenschwänzchen verlassen sich auf ihren Sehsinn, wenn sie ihren Rüssel in einen Blütenkelch stecken, um Nektar zu trinken. Sie beobachten, wo sich ihr Rüssel gerade befindet und steuern ihn zielgenau in die Blüte hinein.
Wann kann man Taubenschwänzchen beobachten?
Die Raupen der Taubenschwänzchen sind in Deutschland zwischen Juni und Oktober zu sehen. Die erwachsenen Schmetterlinge kann man meistens von Ende April bis Ende September gut beobachten.
Taubenschwänzchen in den Garten locken
Es ist ganz einfach, Taubenschwänzchen anzulocken. Man muss nur die richtigen Blumen anpflanzen. Dazu braucht man nicht einmal einen Garten. Auch am Balkon kann das klappen. Taubenschwänzchen mögen alle Blumen, die lange, röhrenförmige Blütenkelche haben. Das sind vor allem Labkraut, Heckenkirschen, Weidenröschen, Klee, Verbenen, Luzerne, Natternkopf, Storchschnabel und Spornblumen. Als Balkonpflanzen eignen sich Primeln, Jasmin, Veilchen, Petunien, Pelargonien, Schmetterlingsflieder, Fuchsien und Flammenblumen.
Lebenserwartung
Taubenschwänzchen können bis zu 7 Monate alt werden.
Feinde und Bedrohungen
Taubenschwänzchen sind zum Glück nicht bedroht. Sie sind auch nicht selten, sondern weit verbreitet: überall dort, wo viele nektarreiche Blumen wachsen.
Bedeutung für das Ökosystem
Taubenschwänzchen sehen nicht nur hübsch aus, sie sind auch sehr nützlich. Sie bestäuben eine Vielzahl von Wildblumen, weil sie beim Trinken aus Blütenkelchen Pollen einsammeln und diese verbreiten. Sie sind sehr wichtig für die Natur, weil sie die Artenvielfalt erhalten.
Fortpflanzung
Lebenszyklus
Taubenschwänzchen paaren sich im Frühjahr und legen im März bis zu 200 Eier - dabei bevorzugen sie die Blattunterseite von Labkraut. Sie werden alle einzeln an verschiedenen Blättern abgelegt. Die Larven schlüpfen nach 6-8 Tagen aus den Eiern. Die frisch geschlüpften Raupen sind zuerst gelb und werden dann grün. Sie ernähren sich von den Blättern des Labkrauts für eine Dauer von etwa 20 Tagen. Dann verpuppen sie sich. Nach 2-3 Wochen schlüpft der fertige Schmetterling. Insgesamt dauert es vom Ei bis zum Schmetterling etwa 40-50 Tage.
Dauer der Entwicklung/Phase:
- Ei: 6-8 Tage
- Raupe: 20 Tage
- Puppe: 2-3 Wochen
- Erwachsenes Tier: 7 Monate
Das Taubenschwänzchen ist verwandt mit:
- Oleanderschwärmer
- Fledermauschwärmer
- Weinschwärmer
- Hummelschwärmer
Weitere Tiere im Lebensraum:
Quellen:
- „Visual position stabilization in the hummingbird hawk moth, Macroglossum stellatarum L. I. Behavioural analysis“ (https://link.springer.com)
- „Visual guidance fine-tunes probing movements of an insect appendage“ (https://www.pnas.org)
- „Den Rüssel stets im Blick behalten“ (https://www.uni-konstanz.de)
- „Longest Insect Tongue“ (https://www.guinnessworldrecords.com)