Rotes Riesenkänguru
Steckbrief Rotes Riesenkänguru
Größe | 85-160 cm |
Geschwindigkeit | Bis 55 km/h |
Gewicht | 18-55 kg |
Lebensdauer | 8-10 Jahre |
Nahrung | Pflanzen, Gras, Kräuter |
Feinde | Dingos |
Verbreitung | Australien |
Lebensraum | Steppe, Buschland, Halbwüste |
Ordnung | Diprotodontia |
Familie | Kängurus |
Wissenschaftl. Name | Macropus rufus |
Merkmale | Größtes Känguru, größtes Beuteltier, rötliches Fell |
Merkmale und Besonderheiten
Das Rote Riesenkänguru ist das größte Känguru und gleichzeitig auch das größte Beuteltier. Seine auffälligsten Merkmale ist das rötlich-braune Fell. Das haben allerdings nur die männlichen Tiere. Bei den weiblichen Tieren ist es eher lila-braun. Eine Besonderheit sind auch die weißen Flecken auf den Wangen und der weiße Streifen, der vom Mundwinkel bis zum Ohr geht.
Tierart
Es gibt rund 65 Känguruarten. Zu ihnen zählen Hasenkängurus, Baumkängurus, Felskängurus, Wallabys und Riesenkängurus. Auch das süße Quokka ist ein Känguru.
Lebensraum und Verbreitung
Rote Riesenkängurus leben in Australien und bewohnen dort offene, trockene bis halbtrockene Gebiete wie Halbwüsten, Steppen und Buschland. Tagsüber sucht es schattenspendende Bäume oder Büsche. Es ist sehr gut an die Hitze angepasst.
Lebensweise
Rote Riesenkängurus sind nacht- und dämmerungsaktiv. Den Tag – also die heißeste Zeit des Tages - verbringen sie mit Schlafen und Ausruhen. Sie bilden kleine Gruppen, die aus ihren engsten Familienmitgliedern bestehen. Häufig sind sie auch Einzelgänger.
Anpassung an den Lebensraum
40 Grad Celsius sind in den Steppen und im Buschland Australiens keine Seltenheit. Wie können die Kängurus diese Hitze überleben? An ihren Armen haben sie dünne Haut, unter der sich ganz viele Blutgefäße befinden. Sie lecken ihre Arme ab und lasen Wind darüber blasen – auf diese Weise kühlt sich das Blut ab. Die Haare in ihrem dichten Fell sind sehr dünn und kurz. Wenn es kalt ist, helfen sie, die Körperwärme zu halten und, wenn es heiß ist, helfen sie die Körperwärme abzugeben – insbesondere wenn Wind weht. Außerdem ist das Rote Riesenkänguru nachts am aktivsten, weil es da kälter ist.
- Abkühlen über die Arme
- Fell reflektiert Sonne
- Kurze und dünne Haare
- Nachts aktiv
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Das Rote Riesenkänguru ist das größte Känguru und gleichzeitig auch das größte lebende Beuteltier. Von Kopf bis Rumpf misst es 85-160 cm, der Schwanz 65-120 cm und es wiegt 18-55 kg. Für gewöhnlich sind sie etwa 150 cm groß. In seltenen Fällen können die Männchen auch 180 cm groß werden und 90 kg wiegen. Die männlichen Tiere sind doppelt so groß und schwer wie die weiblichen.
Beutel
Nur die weiblichen Kängurus besitzen einen Beutel. Sie ziehen darin ihre Jungen auf.
Schwanz
Für das Rote Riesenkänguru ist der lange Schwanz wie ein fünftes Bein. Es kann sich damit überall abstützen. Da sich kräftige Muskeln in dem Schwanz befinden, kann es sich mit ihm auch gut abstoßen.
Rotes oder Graues Riesenkänguru – Wo ist der Unterschied?
Der Unterschied scheint offensichtlich: Das eine ist rot und das andere ist grau. So einfach ist es aber nicht. Beim Roten Riesenkänguru haben nur die Männchen ein rotes Fell. Bei den Weibchen ist es eher lila. Das Graue Riesenkänguru hat graues Fell. Außerdem fühlt es sich rau und grob ab. Beim Roten Riesenkänguru ist es samtig und weich. Auch das Gesicht ist sehr unterschiedlich. Rote Riesenkängurus haben viel größere Augen und eine viel breitere Nase. Sie haben weiße Flecken auf ihren Wangen und weiße Streifen, die vom Mundwinkel zum Ohr laufen. Das Graue Riesenkänguru ist im Gesicht einfarbig grau.
Ernährung
Rote Riesenkängurus sind Pflanzenfresser. Sie ernähren sich hauptsächlich von Gras. Außerdem essen sie Blätter und Baumrinde.
Verhalten
Verteidigung
Rote Riesenkängurus verteidigen sich gegen Dingos, indem sie sich auf ihren Schwanz stützen und mit ihren Beinen kräftige Tritte verteilen. Außerdem boxen sie mit ihren Fäusten, um sich zur Wehr zu setzen.
Kämpfe mit Artgenossen
Zur Paarungszeit sieht man häufig zwei männliche Kängurus miteinander kämpfen. Dabei gehen sie nicht gerade zimperlich miteinander um. Sie benutzen sie ihre Fäuste, um zu boxen, und ihre Beine, um kräftige Tritte zu verteilen. So ein Kampf endet aber normalerweise unblutig. Es geht eher darum, den Artgenossen einzuschüchtern.
Fähigkeiten und Sinne
Hüpfen
Je schneller ein Känguru hüpft, desto weniger Energie verbraucht es. Das liegt an einem elastischen Band in ihren Hinterbeinen. Wenn es auf dem Boden aufkommt, spannt sich das Band, schnellt wieder zurück und schleudert es nach oben – wie eine Feder. Sie setzen ihre Füße übrigens nicht nacheinander auf, sondern hüpfen immer mit beiden Beinen gleichzeitig.
Springen
Wie weit können Kängurus springen? Rote Riesenkängurus können mit einem Satz 8-9 m weit und 2-3 m hoch springen. Das Graue Riesenkänguru sogar noch weiter. Es schafft mit einem Satz 13,5 m und ist das zweitgrößte nach dem Roten Riesenkänguru.
Rückwärts laufen
Kängurus können sich nicht rückwärts bewegen. Das liegt an der besonderen Form ihrer Füße. Außerdem wäre ihr Schwanz dabei im Weg. Laufen können sie ohnehin nicht. Sie können nur hüpfen!
Schwimmen
Kängurus können nicht schwimmen.
Trittkraft
Rote Riesenkängurus haben kräftige Muskeln in ihrem Schwanz und ihren Beinen. Sie haben eine Trittkraft von 759 PSI („pounds per square inch“ = „Pfund pro Quadratzoll“) und können 6x stärker treten als ein Mensch. Sie brauchen diese Kraft, um sich gegen Raubtiere zu wehren oder im Kampf mit Artgenossen zu bestehen.
Beißkraft
Eine hohe Beißkraft erwartet man eher bei Raubtieren, aber auch das Rote Riesenkänguru kann kräftig zubeißen. Seine Beißkraft liegt bei 975 PSI. Es kann 6x stärker zubeißen als ein Mensch. Menschen haben eine Beißkraft von etwa 162 PSI.
Sind Kängurus gefährlich?
Rote Riesenkängurus sind nicht für uns Menschen nicht gefährlich. Aber wie immer gilt: Wenn wir Menschen ein Tier bedrängen oder bedrohen, sieht das anders aus. Das Rote Riesenkänguru hat viel Kraft in den Beinen und wehrt sich, indem es tritt. Wenn zu einem Kampf kommt, weil es sich verteidigen will, kann ein Mensch schwer verletzt werden. Außerdem kann es auch kräftig zubeißen.
Lebenserwartung
In freier Wildbahn können Rote Riesenkängurus etwa 8-10 Jahre alt werden.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
Die größten natürlichen Feinde der Roten Riesenkängurus sind Dingos. Innerhalb einer Woche können fünf Dingos über 80 Kängurus erlegen. Greifvögel, Füchse, Hauskatzen sind eine Gefahr für die Jungtiere. Die große Hitze und Trockenheit sind außerdem dafür verantwortlich, dass viele Jungtiere sterben. Die meisten werden aufgrund der harten Lebensbedingungen nicht einmal drei Jahre alt. Während besonders trockenen Jahreszeiten sterben bis zu 83 % der Jungtiere.
Der Mensch
Kängurus – eine Plage?
Kängurus werden häufig als Schädlinge oder sogar als Plage bezeichnet. Es wird behauptet, dass sie sich zu stark vermehren und die Landschaft zerstören. Diese Aussagen stimmen so nicht. Sie stammen von der Fleisch- und Lederindustrie, die das Töten und Verarbeiten von Kängurus rechtfertigen möchte. In Australien gab es schon immer Kängurus und eine explosionsartige, massenhafte Vermehrung ist aufgrund der harten Lebensbedingungen gar nicht möglich.
Straßenverkehr
Laut Suncorp, einem der größten australischen Versicherungsunternehmen, gehen bei jährlich etwa 20.000 Autounfällen mit Wildtieren etwa 80 % auf das Konto von Kängurus. Das erklärt sich schnell: In Australien gibt es nicht viele große Säugetiere, die frei herumlaufen (dürfen). Daher machen Kängurus einen Großteil davon aus. Kleinere Säugetiere verursachen kaum oder wenig Schäden, und damit auch wenig Versicherungsfälle. An der hohen Unfallstatistik sind häufig die Autofahrer selbst schuld. 40 % ignorieren die Warnschilder.
Gefährdungsstatus
Rote Riesenkängurus sind keine gefährdete Tierart. Aber viele andere Arten gelten als „gefährdete“ bis hin zu „vom Aussterben bedroht“, zum Beispiel Felsenkängurus, Baumkängurus und Buschkängurus.
Bedeutung für das Ökosystem
Kängurus sind sehr wichtig für die Natur, denn sie sind eine Schlüsselart. Sie ernähren sich von Gras. Auf diese Weise sorgen sie dafür, dass die Pflanzenwelt im Gleichgewicht bleibt und verschiedene andere Tierarten Lebensraum finden.
Fortpflanzung
Paarungszeit
Zur Paarungszeit färben sich Männchen das Fell rot, um die weiblichen Tiere zu beeindrucken. Glücklicherweise müssen sie dazu nicht in den Supermarkt, um eine Haartönung zu kaufen. Ihre Haut gibt einen roten Puder ab. Die Männchen kämpfen um die Weibchen und verpassen sich dabei gegenseitig Faustschläge sowie heftige Tritte mit ihren Beinen.
Verzögerte Entwicklung
In Trockenzeiten kann das Weibchen die Entwicklung ihres Babys verzögern. Das passiert zu seinem Wohl, denn es würde ansonsten sterben. Sobald es wieder regnet und Gras wächst, wird die Entwicklung fortgesetzt. Dieser Trick ist oft der einzige Weg, damit das Baby überleben kann. Natürlich geht das nur zu einem sehr frühen Zeitpunkt, also wenn das Baby noch ein Embryo ist.
Tragzeit und Geburt
Nach der Paarung dauert es 33 Tage, bis das Baby zur Welt kommt. Bei seiner Geburt ist es nur etwa 2,5 cm lang und knapp 0,8 g schwer. Also kleiner und leichter als eine Kirsche. Es ist nackt, blind und völlig hilflos. Deshalb krabbelt es nach seiner Geburt sofort in den Beutel seiner Mutter. Dort trinkt es an einer Zitze Muttermilch und wächst es heran. Nach etwa 190 Tagen verlässt es zum ersten Mal den Beutel. Mit 18 Monaten ist es erwachsen.
Name
Wie kam das Känguru zu seinem Namen? Um die Entstehung rankt sich eine echt beutelstarke Geschichte: Der britische Seefahrer James Cook trieb sich 1770 in Australien herum, sah ein Känguru und fragte auf Englisch: „Was ist das für ein Tier?“. James Cook bekam die Antwort: „Känguru“. Er hielt das also für den Namen des Tiers. Was die Aborigines tatsächlich in ihrer Sprache sagten, war aber: „Ich verstehe nicht“. Diese Geschichte wird bis heute noch häufig genau so erzählt. Aber: „Gangurru“ (in der Originalsprache) bezeichnet tatsächlich das Känguru. Es handelt sich also nur um eine lustige Erzählung, die nicht wahr ist.
Fun Facts
Kängurus riechen nach Mäusen, Kaffee und Curry
Rote Riesenkängurus riechen wie Mäuse. Östliche Graue Kängurus riechen nach Kaffeebohnen und westliche Graue Kängurus riechen nach Curry-Gewürz.
Weitere Tiere im Lebensraum:
Das Rote Riesenkänguru ist verwandt mit:
Quellen:
- „Animal collisions jump 22% as AAMI urges drivers to stop ignoring wildlife signs“ (https://www.suncorpgroup.com.au)
- „Red Kangaroo (Osphranter rufus) Fact Sheet“ (https://ielc.libguides.com)
- „Functional interactions between coat structure and colour in the determination of solar heat load on arid living kangaroos in summer: balancing crypsis and thermoregulation“ (https://link.springer.com)
- „Largest kangaroo“ (https://www.guinnessworldrecords.com)
- „Longest jump by a kangaroo“ (https://guinnessworldrecords.com)
Video: 29 spannende Fakten über Kängurus
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